Kampf um Bani Walid und Sirte Rebellen setzen zum Sturm an
09.09.2011, 20:33 Uhr
Unweit von Sirte.
(Foto: REUTERS)
Kurz vor Ablauf eines Ultimatums setzen die Kämpfer der neuen libyschen Führung zum Sturm auf die letzten Bastionen des langjährigen Machthabers Gaddafi an. Dabei stoßen sie vor allem vor Sirte und Bani Walid auf heftigen Widerstand von Gaddafis Anhängern. Nach dem untergetauchten Oberst, seinem Sohn Seif el Islam und seinem Geheimdienstchef lässt nun auch Interpol weltweit fahnden.
In der Nähe der wichtigsten verbliebenen Bastionen des langjährigen libyschen Machthabers Muammar Gaddafi ist es am Abend zu schweren Gefechten gekommen. Aus zwei Städten feuerten Gaddafi-Getreue Raketen auf Kämpfer der Übergangsregierung. Anti-Gaddafi-Einheiten rückten nach eigenen Angaben mit Artillerie in die Wüstenstadt Bani Walid vor, wo es zu Straßenkämpfen komme. Der Übergangsrat hat den Gefolgsleuten Gaddafis eine Frist bis Samstag gegeben, Bani Walid und dessen Geburtsort Sirte freiwillig zu übergeben oder angegriffen zu werden.
Auf Bitten des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag schrieb Interpol Gaddafi, seinen Sohn Saif al-Islam und Geheimdienstchef Abdullah al-Senussi zur Fahndung aus. Der Gerichtshof hatte Ende Juni wegen mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit einen Haftbefehl gegen die drei Männer erlassen. Ihnen wird vorgeworfen, den Sicherheitskräften ihres Landes den Auftrag zu Morden, Verfolgung und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erteilt zu haben. Der 69-jährige Gaddafi ist seit Wochen untergetaucht.
Rebellen kennen Gaddafis Unterschlupf
Gaddafis Aufenthaltsort ist nach dem Fall der Hauptstadt Tripolis offiziell weiter unbekannt. Ein Sprecher des Militärrats sagte zwar, die Rebellen-Militärs hätten Gaddafi inzwischen geortet und seine Ergreifung sei nur mehr noch "eine Frage der Zeit". Einzelheiten nannte er allerdings nicht. Gaddafi war nach dem 21. August, als die Aufständischen Tripolis einnahmen, verschwunden.
Gaddafi hatte am Donnerstag erneut versichert, das Land nicht zu verlassen und bis zum Sieg zu kämpfen. Allerdings habe sich eine weitere Gruppe von Gefolgsleuten in den Niger abgesetzt, berichteten Vertreter der dortigen Behörden. Unter den 14 Geflüchteten sei auch General Ali Kana, der die südlichen Truppen des Ex-Machthabers befehligt habe. Die Gruppe halte sich derzeit in Agadez im Norden des Landes auf. Unter den Flüchtigen seien vier führende Vertreter des Gaddafi-Regimes, darunter zwei Generäle.
Am Montag waren bereits andere Gefolgsleute Gaddafis nach Niger geflüchtet. Das Land grenzt an Burkina Faso, das Gaddafi und seiner Familie Asyl angeboten hatte.
Merkel hat genug von der Libyen-Debatte
Nach der wochenlangen Debatte um die deutsche Enthaltung zum NATO-Militäreinsatz betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel demonstrativ die Westbindung Deutschlands. Zugleich dankte sie den NATO-Partnern für ihren Militär-Einsatz, der die Wende im sechs Monate langen Bürgerkrieg in dem nordafrikanischen Staat gebracht habe. Merkel reagierte mit ihrem Bekenntnis zum Westen und zur NATO auf anhaltende Kritik an der deutschen Libyen-Politik und an Kritik etwa von Altkanzler Helmut Kohl an einer außenpolitischen Orientierungslosigkeit.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts