Washington prüft, Tripolis schäumt Rebellen wollen Libyen vertreten
28.07.2011, 08:26 Uhr
Gaddafi-Gegner demonstrieren vor der libyschen Botschaft in London.
(Foto: AP)
Das Regime Gaddafis gerät weiter in die Defensive, auch diplomatisch. Großbritannien erkennt die Rebellen als einzige Vertretung Libyens an. Das Regime in Tripoli kritisiert das Vorgehen. Derweil prüfen auch die USA, ob die Rebellen die diplomatische Vertretung in Washington übernehmen sollen.
Die USA prüfen einen Antrag der libyschen Rebellen auf die Übernahme der diplomatischen Vertretung des Landes in Washington. Der stellvertretende Sprecher des US-Außenministeriums, Mark Toner, sagte in Washington, die Rebellen hätten einen entsprechend offiziellen Antrag gestellt.
Sein Land stehe der Bitte grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, es seien jedoch noch praktische Fragen zu klären, sagte Toner. Der frühere Botschafter des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi in Washington, Ali Audschali, war im Februar zu den Rebellen übergelaufen. Mitte Juli hatten die USA die Aufständischen als Vertreter Libyens anerkannt.
"Unverantwortlich und illegal"
Der britische Außenminister William Hague hatte am Mittwoch erklärt, von nun an werde der von den Rebellen gebildete Nationale Übergangsrat (NTC) als einzige legitime Vertretung Libyens formal anerkannt. Die noch verbleibenden Diplomaten Gaddafis seien aus Großbritannien ausgewiesen worden. Gaddafis Botschafter in London hatte bereits im Mai ausreisen müssen. Als erstes Land hatte Frankreich im März die Aufständischen anerkannt. Nach und nach folgten weitere Staaten, darunter im Juni auch Deutschland.
Der stellvertretende libysche Außenminister Chalid Kaim verurteilte den Schritt Großbritanniens, den Nationalen Übergangsrat als alleinige Regierung anzuerkennen. Die Entscheidung sei "unverantwortlich und illegal" sagte er in der BBC. Sie verletze sowohl britisches als auch internationales Recht. "Wenn das alle Länder machen würden, hätten wir ein komplettes diplomatisches Chaos", sagte Kaim. Er kündigte an, Libyen werde rechtliche Schritte dagegen einleiten.
Libysche Rebellen starteten derweil eine neue Offensive gegen die Truppen Gaddafis. Die strategisch wichtige Stadt Ghesaia nahe der tunesischen Grenze sei mit Panzern und Raketen angegriffen worden, sagte der Rebellensprecher Mohammed Majlud. Auch vier weitere Ortschaften in den Höhenzügen im Westen des Landes seien Ziel der Angriffe.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts