Politik

Razzien gegen Oppositionelle in Syrien Regime spricht von Kriminellen

Oppositionelle tragen am Samstag den Sarg eines getöteten Demonstranten.

Oppositionelle tragen am Samstag den Sarg eines getöteten Demonstranten.

(Foto: AP)

Das syrische Regime verteidigt seine Angriffe auf oppositionelle Banden: "Bewaffnete kriminelle Banden" hätten Regierungstruppen angegriffen und Soldaten getötet, heißt es. Derweil werden Oppositionelle verhaftet. International wird das Vorgehen der Regierung scharf kritisiert.

Die syrische Führung stellt die Massenproteste gegen das Regime als Angriff krimineller Banden auf die Sicherheitskräfte dar. Nachdem die Sicherheitskräfte am Samstag 14 Menschen erschossen hatten, die an Begräbnissen für zuvor getötete Demonstranten teilgenommen hatten, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana, eine "bewaffnete kriminelle Bande" habe am Samstag in der Provinz Daraa fünf Angehörige einer Armee-Einheit getötet. Die Soldaten hätten das Feuer erwidert und zwei der Angreifer erschossen. Andernorts in der Provinz sei ein "Mitglied einer kriminellen Bande" getötet worden.

Menschenrechtler berichteten, am Samstagabend sei der Vorsitzende der Organisation Komitee für die Verteidigung der demokratischen Freiheiten und der Menschenrechte in Syrien, Daniel Saud, festgenommen worden.

Internationale Kritik

"Wir verurteilen die willkürliche Festnahme einer großen Zahl von Regimegegnern, Verfechtern der Demokratie und friedlichen Demonstranten, trotz der Aufhebung des Ausnahmezustandes", teilte das syrische Observatorium für Menschenrechte mit Sitz in London mit. Bereits am Freitag sollen Sicherheitskräfte zahlreiche Oppositionelle verhaftet haben. In mehreren Städten des Landes seien "Dutzende" Menschen festgenommen worden, berichteten Augenzeugen und Oppositionelle.

Menschen fliehen, nachdem sie in Barzah Gewehrfeuer gehört haben. Das Bild stammt von einem Video und kann nicht verifiziert werden.

Menschen fliehen, nachdem sie in Barzah Gewehrfeuer gehört haben. Das Bild stammt von einem Video und kann nicht verifiziert werden.

(Foto: Reuters)

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton forderte Syrien dringend zum Verzicht auf Gewalt gegen Demonstranten auf. "Die syrische Regierung muss ihre Gewalt sofort stoppen und das Recht der Bürger zu friedlichen Demonstrationen achten", sagte Ashton in Brüssel. Das Töten sei erschreckend und nicht zu tolerieren. "Die Verantwortlichen dieser Verbrechen müssen ihre gerechte Strafe bekommen", forderte sie weiter. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte ein sofortiges Ende der "anhaltende Gewalt gegen friedliche Demonstranten". US-Präsident Barack Obama forderte: "Dieser ungeheuerliche Einsatz von Gewalt zur Unterdrückung der Proteste muss jetzt beendet werden."

Großbritannien forderte alle Briten auf, das Land umgehend zu verlassen. "Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation ist es höchst unwahrscheinlich, dass die britische Botschaft in der Lage ist, einen normalen konsularischen Dienst aufrechtzuerhalten, sollte Recht und Gesetz weiter zusammenbrechen und sich die Gewalt weiter ausbreiten", erklärte das Außenministerium. Wer keinen triftigen Grund habe, in Syrien zu bleiben, solle ausreisen. Linienflüge seien noch immer zu bekommen. Außenminister William Hague rief die syrischen Behörden dazu auf, "auf die legitimen Forderungen des Volkes" einzugehen.

Parolen der Proteste wandeln sich

Präsident Baschar al-Assad hatte am vergangenen Donnerstag offiziell den seit 1963 geltenden Ausnahmezustand aufgehoben. Kritiker des syrischen Regimes haben jedoch bisher keine praktischen Auswirkungen dieser Entscheidung festgestellt.

Die syrische Protestbewegung hatte vor sechs Wochen mit Demonstrationen für demokratische Reformen begonnen. Nachdem mehrere Demonstranten getötet worden waren, änderten sich die Parolen. Jetzt hört man bei den Protestaktionen vor allem den Ruf "Das Volk will den Sturz des Regimes".

Am vergangenen Freitag waren 112 Demonstranten getötet worden. An den Trauerfeiern für die Getöteten nahmen am Samstag Tausende Menschen teil. In der Ortschaft Dschebla in der Provinz Latakia gingen die Proteste auch in der Nacht noch weiter.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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