Politik

"Keine Gegenleistungen" Reiss in Frankreich gelandet

Reiss gibt im Elysée-Palast ein Statement ab.

Reiss gibt im Elysée-Palast ein Statement ab.

(Foto: dpa)

Die französische Lehrerin Clotilde Reiss befindet sich wieder in Frankreich. Ihr war vorgeworfen worden, nach der umstrittenen Präsidentenwahl im Juni vergangenen Jahres die Massenproteste unterstützt zu haben. Frankreich dementiert eine Gegenleistung für die Freilassung.

Nach mehr als zehn Monaten hat der Iran die in Teheran festgehaltene Französin Clotilde Reiss in ihre Heimat ausreisen lassen. Die 24-Jährige traf in Paris ein, nachdem sie von der iranischen Justiz wegen der Unterstützung der Massenproteste gegen Präsident Mahmud Ahmadinedschad letztlich nur mit einer Geldstrafe belegt wurde. Frankreich bestritt einen Austausch gegen iranische Gefangene.

Mit einer französischen Regierungsmaschine landete Reiss auf einem Militärflughafen bei Paris. Sie fuhr anschließend in den Elysée-Palast, wo sie Staatschef Nicolas Sarkozy dankte. Er habe ihre "Unschuld" verteidigt, sagte sie. Sarkozy dankte seinerseits den Präsidenten von Brasilien, dem Senegal und Syrien für ihre "aktive Rolle" bei der Freilassung von Reiss.

"Entscheidung der Milde"

Reiss, die als Lektorin an der Universität im zentraliranischen Isfahan gearbeitet hatte, war am 1. Juli 2009 festgenommen worden - kurz nachdem Sarkozy bei der iranischen Präsidentschaftswahl offen von "Betrug" gesprochen hatte. Die iranische Justiz legte Reiss zur Last, in E-Mails Berichte und Fotos über die Proteste gegen die umstrittene Wiederwahl von Ahmadinedschad verbreitet und damit zum Aufruhr angestiftet zu haben. Mitte August konnte Reiss gegen Kaution das Gefängnis verlassen, musste aber unter Hausarrest in der französischen Botschaft auf ihr Urteil warten.

Vor dem Hintergrund ohnehin gewachsener Spannungen wegen des iranischen Atomprogramms hatte der Fall der jungen Französin zu einem monatelangen diplomatischen Tauziehen zwischen Paris und Teheran geführt. Am Samstag wurde Reiss schließlich zu zwei fünfjährigen Haftstrafen verurteilt, wie ihr iranischer Anwalt Mohammed Ali Mahdawi Sabet sagte. Das Gericht habe diese aber nach einer "Entscheidung der Milde" der iranischen Führung in eine Geldstrafe von umgerechnet rund 230.000 Euro umgewandelt. Grund sei "die persönliche Situation" von Reiss gewesen.

"Keine Gegenleistungen"

Es habe "kein Geschacher" und "keine Gegenleistungen" in dem Fall gegeben, sagte der französische Außenminister Bernard Kouchner im Rundfunksender Radio J. Davor wies auch ein Sprecher des iranischen Außenministeriums zurück, dass es einen Zusammenhang mit der Ausreise des iranischen Ingenieurs Madschid Kakawand aus Frankreich gebe. Die französische Justiz hatte Anfang Mai eine Auslieferung von Kakawand an die USA abgelehnt. Dort steht er unter Verdacht, dem Iran Güter geliefert zu haben, die auch militärischen Zwecken dienen könnten.

In den kommenden Tagen entscheidet Frankreich zudem über das Schicksal des Iraners Ali Wakili Rad, der 1991 den früheren iranischen Regierungschef Tschapur Bachtiar ermordet hatte. Er verbüßt in Frankreich eine lebenslange Haftstrafe, könnte aber ab Dienstag unter Auflagen auf freien Fuß kommen. Laut seinem Anwalt müsste er wegen seines fehlenden Wohnsitzes in Frankreich dann direkt an den Iran ausgeliefert werden, wofür das Pariser Innenministerium eine entsprechende Anweisung erlassen müsse.

Quelle: ntv.de, AFP

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