Geiselnahme beendet Reporter wieder frei
25.07.2007, 07:49 UhrDer in Afghanistan entführte deutsche Journalist ist wieder frei. Auch seine beiden afghanischen Kollegen seien freigelassen worden, teilte der Gouverneur der Unruheprovinz Kunar, Shalezai Dedar, mit. Dorfbewohner hätten den Weg zu den Geiseln gewiesen, die sich bei guter Gesundheit befänden.
Dedar hatte zuvor die Entführung bestätigt. Der Journalist sei von Bewaffneten aus einem Haus in der Region Watapur geholt worden. Der Gouverneur kritisierte die Wahl des Reiseziels, das Schauplatz schwerer Kämpfe mit Dutzenden zivilen Opfern war.
Ob es sich bei dem Journalisten um Christoph Reuter vom "Stern" handelt, steht weiterhin nicht fest. Die deutsche Botschaft in Kabul gehe den Hinweisen nach und bemühe sich um rasche Aufklärung des Sachverhalts, sagte Außenamtssprecher Martin Jäger in Berlin. Eine Sprecherin des "Stern" sagte in Hamburg: "Wir versuchen, Christoph Reuter zu erreichen. Noch ist das nicht gelungen."
n-tv Korrespondent Carlo Schlender hatte zuvor aus Kabul berichtet, der Gouverneur habe den Entführern ein Ultimatum gestellt. Wenn der Deutsche nicht bis morgen 15.00 Uhr Ortszeit frei sei, werde man mit militärischen Maßnahmen reagieren. Es spreche vieles dafür, dass es sich bei dem Verschleppten um Reuter handelt. Reuter sei ein erfahrener Journalist, der telefonischen Kontakt nicht über einen längeren Zeitraum abreißen lasse.
"Stern": Urlaub in Afghanistan
Christoph Reuter sei derzeit in einem lange geplanten Urlaub in Afghanistan, teilte die Chefredaktion in Hamburg mit. "Wir machen uns jetzt große Sorgen um Christoph Reuter und versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen." Reuter kenne das Land sehr gut, "weil er in den vergangenen Jahren immer wieder für den 'Stern' dort gewesen ist und viele Reportagen gemacht hat". Das Magazin erklärte, Reuter habe zuletzt für den "Stern" von Hamburg aus mit Journalisten vor Ort eine Umfrage unter Afghanen organisiert, ob die deutsche Bundeswehr im Lande bleiben solle oder nicht. Die Geschichte erscheine diese Woche in der aktuellen Ausgabe. Danach habe er den Urlaub angetreten.
oder Recherchen?
In der Provinz Kunar ist es in den vergangenen Wochen zu schweren Kämpfen zwischen ausländischen Truppen und Taliban-Kämpfern gekommen. Bei einem Bombardement der NATO-geführten Internationalen Schutztruppe ISAF waren in dem Dorf Sangar vor knapp drei Wochen nach Angaben des Gouverneurs neben zahlreichen Rebellen auch mindestens 27 Zivilisten getötet worden. Die ISAF hatte das dementiert. Überlebende hatten ihre Wut über die Operation geäußert. Kunar ist eine der gefährlichsten Provinzen Afghanistans. Die Gegend um Sangar ist nach Angaben des Gouverneurs besonders unsicher.
Dedar sagte, nicht einmal afghanische Sicherheitskräfte seien in der Region um Sangar. Die Sicherheit von 14 Dörfern sei den Dorfältesten übertragen worden. Er habe die Dorfältesten gewarnt, sollte der Journalist tatsächlich entführt worden sein und nicht freigelassen werden, würden Sicherheitskräfte in der Gegend eine "Säuberungsoperation" beginnen.
Nach unbestätigten Berichten aus Sicherheitskreisen wollte der Journalist über das Thema der zivilen Todesopfer nach dem ISAF-Bombardement recherchieren.
Bemühungen um verschleppten Bauingenieur
Im Fall des in Afghanistan verschleppten deutschen Bauingenieurs wurden unterdessen keine Fortschritte bekannt. Eine Woche nach seiner Entführung war der Deutsche nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus zuverlässiger Quelle aber weiterhin am Leben. Aus gut unterrichteten Kreisen hieß es, die Geisel sei zwar körperlich geschwächt, aber immer noch bei Kräften. Es gebe weiter Kontakt zum Entführungsopfer. Die Geiselnehmer hätten sich in ein Versteck in den Bergen zurückgezogen. Die hohen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht und die Höhenlage machten der Geisel zu schaffen. Die Bemühungen um die Freilassung des Mannes würden fortgesetzt.
Rückführung des Leichnams
Der Ingenieur war am Mittwoch vergangener Woche gemeinsam mit einem deutschen Kollegen und fünf Afghanen verschleppt worden. Der deutsche Kollege starb, vermutlich an den Strapazen der Entführung. Der Sarg mit seinem Leichnam soll heute in Köln eintreffen. Die Obduktion zur endgültigen Klärung der Todesursache ist für Donnerstag geplant. Die Taliban hatten behauptet, die Geisel erschossen zu haben. Es gibt allerdings starke Zweifel daran, dass die Taliban die Geiseln jemals in ihrer Gewalt hatten. Vermutlich sind die Deutschen Opfer eines Stammeskonflikts mit kriminellem Hintergrund geworden.
Eine südkoreanische Geisel angeblich getötet
Nach Angaben eines Sprechers haben die Taliban eine ihrer 23 südkoreanischen Geiseln getötet. Die Taliban hatten die Tötung angedroht, falls nicht bis 11.30 Uhr MESZ zehn ihrer inhaftierten Kämpfer freigelassen würden.
Quelle: ntv.de