Merkel wird Ex-Minister nicht los Röttgen plant Gegenangriff
20.05.2012, 09:04 Uhr
Norbert Röttgen will sich nicht unterkriegen lassen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bis jetzt hat der gefeuerte Umweltminister Röttgen geschwiegen. Doch schon bald will er die Darstellung seines Rauswurfs nach der verlorenen NRW-Wahl korrigieren. Zudem lässt er durchsickern: Kanzlerin und Parteichefin Merkel muss sich weiter mit ihm arrangieren. Aus der CDU-Spitze will er jedenfalls nicht kampflos weichen.
Der entlassene Bundesumweltminister Norbert Röttgen will seine Demontage durch Kanzlerin Angela Merkel nicht widerstandslos hinnehmen. Röttgen möchte laut "Bild am Sonntag" sein Amt als stellvertretender CDU-Vorsitzender behalten - damit bliebe er zumindest bis zum Wahlparteitag im Dezember erster Stellvertreter von CDU-Chefin Merkel. 2013 will Röttgen zudem wieder für den Bundestag kandidieren.
Nach Informationen aus seinem Umfeld wolle Röttgen schon bald die bisherige Darstellung der Umstände seiner Entlassung öffentlich korrigieren, schreibt das Blatt. Merkel habe ihm vor der NRW-Wahl versichert, selbst bei einer Niederlage sei er als Umweltminister für das Großprojekt Energiewende unverzichtbar. Die Kanzlerin hatte bei der Entlassung Röttgens aus dem Bundeskabinett angedeutet, nach dem Absturz der NRW-CDU sei Röttgen politisch geschwächt.
Lob und Rückhalt erhielt Röttgen vom stellvertretenden CDU-Vorsitzenden in Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet: "Norbert Röttgen wird weiterhin zu unserer CDU-Familie in Nordrhein-Westfalen gehören. Er ist eine einzigartige Verbindung von Intelligenz, Charme und Humor. Norbert Röttgen ist privat gewinnend, und man trifft sich gern mit ihm. Er ist keineswegs arrogant. Hier wird oft ein falsches Bild von ihm gezeichnet."
Seehofer: Rauswurf war richtig
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hält bis heute den Rauswurf Röttgens für unverzichtbar. Er sieht die Berliner Koalition nach der personellen Klärung im Umweltministerium wieder "sprechfähig". Er sagte der "Leipziger Volkszeitung", rein "sprechmäßig" sei die Lage bei Schwarz-Gelb wieder in Ordnung. Seehofer betonte: "Wir wollen den Erfolg dieser Koalition."
Der CSU-Chef verteidigte die Personalentscheidung von Kanzlerin Angela Merkel im Fall Röttgen. "Die Kanzlerin und CDU-Vorsitzende muss auf die Gesamtverantwortung für das Land und die Partei achten, nicht auf den Eigennutz einzelner Politiker."
Zur vorübergehenden Aussetzung von Treffen des schwarz-gelben Koalitionsausschusses sagte er, dort würden Sachentscheidungen getroffen - es mache aber keinen Sinn, wenn man neue Entscheidungen treffe, ohne dass die alten umgesetzt seien. Seehofer soll wegen des Streits zwischen CDU und CSU über das Betreuungsgeld Gespräche und Treffen auf schwarz-gelber Spitzenebene verweigert haben.
Vor Merkel stellt sich derweil auch Arbeitsministerin Ursula von der Leyen. "Für eine Kanzlerin darf es am Ende nur darauf ankommen, was das Beste für das Land ist. Wenn die Bundeskanzlerin kein Vertrauen mehr hat, dass ihr zuständiger Minister ein vitales Projekt wie die Energiewende noch managen kann, dann muss sie so handeln", sagte von der Leyen dem "Spiegel". "Das ist kein Nebenthema, Wachstum und Wohlstand einer Industrienation hängen davon ab." Allerdings tue ihr die Entscheidung "menschlich und persönlich leid", so die Ministerin. "Das wird Angela Merkel auch nicht anders gehen."
Quelle: ntv.de, dpa