"Wir übertreffen sie deutlich" Romney verachtet Europäer
01.01.2012, 10:13 Uhr
Romney bei einem Wahlkampfauftritt in Sioux City, Iowa.
(Foto: AP)
Präsident Obama wolle die USA europäisch machen, sagt der republikanische Präsidentschaftsbewerber Romney. Ihm geht es darum, "dass Amerika vollkommen amerikanisch bleibt" - mit anderen Worten: Die USA sollen kein Wohlfahrtsstaat werden. In Iowa kann Romney mit einem Sieg rechnen.
Wenige Tage vor Beginn der Vorwahlen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner konzentriert sich Favorit Mitt Romney mit seinen Attacken auf Amtsinhaber Barack Obama. Romney warf Obama bei einem Wahlkampfauftritt in Le Mars im Bundesstaat Iowa vor, die USA in einen "europäischen Wohlfahrtsstaat" umwandeln zu wollen.

In sogenannten "town hall"-Versammlungen versuchen die Kandidaten, die Anhänger ihrer Partei zu überzeugen.
(Foto: AP)
Bei der Präsidentschaftswahl im November gehe es nicht nur darum, den Präsidenten abzulösen. "Dies ist eine Wahl, um die Seele Amerikas zu retten", sagte der frühere Gouverneur von Massachusetts. Seine republikanischen Mitbewerber erwähnte Romney mit keinem Wort. Diese dagegen sind derzeit vor allem bemüht, Romney schlechtzureden.
So warf der nach einem Höhenflug im Spätsommer in den Umfragen abgestürzte texanische Gouverneur Rick Perry Romney vor, die Wähler mit seinen vermeintlich konservativen Ansichten zu täuschen. Auch Überraschungsaufsteiger Rick Santorum nahm Romneys einst eher liberale Positionen bei Themen wie Abtreibung oder Waffengesetzen ins Visier. In der Kleinstadt Indianola rief er die Wähler auf, "ihrem Herzen zu vertrauen" und bei der Kandidatenwahl nicht nur darauf zu schielen, wem von den Meinungsforschern die besten Chancen gegen Obama eingeräumt werden.
"Wir übertreffen die Europäer"
Bei seiner Wahlkampf-Tour durch Iowa, wo am Dienstag die ersten Vorwahlen abgehalten werden, hatte Romney in den vergangenen Tagen Obama immer wieder in die Nähe Europas gerückt. "Wir steuern in die Richtung von Griechenland, Italien oder Spanien", sagte er mit Blick auf die Schuldenprobleme einiger Euro-Staaten. "Unsere DNA ist zwar wie die der Menschen in Europa, doch wir übertreffen sie, und zwar deutlich."
Obama verstehe allerdings nicht, was die US-Wirtschaft so kraftvoll mache. "Europa funktioniert in Europa nicht. Ich möchte, dass Amerika vollkommen amerikanisch bleibt", sagte Romney. Für einige Republikaner, vor allem für die Anhänger der radikalen "Tea Party", ist der europäische Sozialstaat gleichbedeutend mit wahlweise Faschismus oder Sozialismus.
Romney weiter Favorit
Die letzte Umfrage vor dem sogenannten Caucus in Iowa bestätigte Romneys Favoritenstatus. Demnach kann er mit 24 Prozent der Stimmen rechnen, gefolgt von dem radikal-libertären Ron Paul mit 22 Prozent und Rick Santorum mit 15 Prozent. Laut CNN hat diese Umfrage, die für die Zeitung "Des Moines Register" durchgeführt wird, häufig eine gute Treffsicherheit.
Romney gilt bei den konservativen Wählern eigentlich als nicht konservativ genug. Zudem hat er den Ruf, seine Meinung häufig zu wechseln. Auch seine Religion - Romney ist Mormone - behagt einigen christlichen Wählern nicht. Allerdings konnte er davon profitieren, dass die Favoriten der Radikalkonservativen unter den Republikanern sich nach und nach selbst ins Aus gestellt haben.
Iowa-Caucus macht den Auftakt
Bei den sogenannten Caucuses treffen sich Republikaner am Dienstagabend überall in Iowa zu Wahlversammlungen, um über die Bewerber zu diskutieren und abzustimmen. Das Ergebnis ist vor allem symbolisch: Iowa hat nur wenige Delegierte für die offizielle Kandidatenkür auf dem Parteitag Ende August zu vergeben. Allerdings kann der Sieger für sich in Anspruch nehmen, den ersten wirklichen Test an der Wahlurne gewonnen zu haben.
Romneys Hoffnung ist, dass er erst Iowa und dann am 10. Januar die zweite Vorwahl in New Hampshire für sich entscheiden kann. In dem Ostküsten-Staat führt er in Umfragen deutlich. Dies würde ihm einen gehörigen Schwung für den anschließenden Vorwahl-Marathon verleihen. In den USA ist in diesem Zusammenhang häufig die Rede von "momentum": Wer die ersten Vorwahlen gewinnt, gilt schnell als Sieger und geht so mit Rückenwind in die folgenden Abstimmungen.
Quelle: ntv.de, hvo/AFP