Politik

Bush "schwachsinnig" genannt Rücktritt in Kanada

Die Sprecherin des kanadischen Premiers ließ einmal alle diplomatischen Gepflogenheiten außen vor. Am Rande des Nato-Gipfels in Prag sprach sie "rein privat" mit einem Journalisten - und nannte dabei den US-Präsidenten George W. Bush einen "Schwachsinnigen". Nun ist die 40-jährige Francoise Ducros zurückgetreten, allerdings ohne ein Wort der Entschuldigung.

Kanadas konservative Opposition hatte bereits zuvor umgehend den Rücktritt der Regierungssprecherin gefordert, die als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Umfeld Chrtiens galt. Politiker der Partei Canadian Alliance warfen der von den Liberalen gestellten Regierung vor, einen "Anti-Amerikanismus" zumindest zu billigen, der Kanadas Beziehungen mit dem mächtigen Nachbarland Schaden zufüge.

Chretien: Bush ist kein Schwachsinniger

Chrtien deutete nach einer heftigen Debatte im kanadischen Parlament an, dass er den Rücktritt Ducros nur mit Bedauern akzeptiert habe. "Sie war sehr gut, eine sehr kompetente Person, die mir und der Regierung sehr gute Dienste erwiesen hat." Er hatte sich in der vergangenen Woche um Entspannung bemüht und erklärt, Bush sei "alles andere als ein Schwachsinniger, er ist ein Freund. Meine persönlichen Beziehungen mit dem Präsidenten sind äußerst gut".

In den USA war der Fall mit weit mehr Gelassenheit aufgenommen worden, als der angebliche Vergleich zwischen Bush und Hitler durch die SPD-Politikerin Herta Däubler-Gmelin während des bundesdeutschen Wahlkampfes. Sie hatte trotz mehrfacher Dementis ihr Amt als Justizministerin verloren. Zur Äußerung der Chrtien-Sprecherin hieß es in Washington lediglich, sie entspreche offensichtlich nicht der Meinung der kanadischen Regierung.

Der 68-jährige Chrtien, der nach Angaben kanadischer Medien in Washingtoner Kreisen als "politischer Dinosaurier" bezeichnet wird, hatte enge freundschaftliche Beziehungen zu Bill Clinton unterhalten. Politische Beobachter wiesen darauf hin, dass der Kanadier, der unter anderem in der Irak-Frage andere Auffassungen vertrete als Bush, bisher noch nicht auf die Privatranch des US-Präsidenten eingeladen worden sei.

Quelle: ntv.de

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