Affäre um die "Gorch Fock" SPD bemängelt Untersuchung
15.03.2011, 03:52 UhrIm Untersuchungsbericht zum Bundeswehr-Schulschiff "Gorch Fock" werden zwar Missstände aufgezeigt, aber keine wirkliche Veränderung für nötig befunden, kritisiert der sozialdemokratische Verteidigungsexperte Arnold. Die Union will derweil den abgesetzten Kapitän Schatz wieder einsetzen. Die Grünen hatten ähnliches gefordert.
Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, hat den Untersuchungsbericht der Marine zu den Vorgängen auf dem Schulschiff "Gorch Fock" bemängelt. "Ich habe den Eindruck, dass die Marine hier versucht, weich zu zeichnen", sagte Arnold der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung".
In dem Untersuchungsbericht waren die nach dem Tod einer Kadettin erhobenen Vorwürfe gegen die Schiffs-Leitung weitgehend als unhaltbar bewertet worden. Unhaltbare Missstände habe es auf der "Gorch Fock" nicht gegeben. Allerdings mahnten die Ermittler eine Verbesserung der Dienstaufsicht an.
Arnold sagte: "Ich unterschreibe die Bewertung nicht. Denn wenn man den Bericht genau liest, dann stellt man fest, dass es schwerwiegende Fehlentwicklungen gibt." So seien Soldaten gezwungen worden, in die Takelage zu steigen, obwohl sie dies nicht wollten. Schikane werde kleingeredet. Zudem hätten die Unteroffiziere auf dem Schiff "mehr oder weniger das Sagen" gehabt. Er erwarte, dass die Marine diese Fehlentwicklungen abstellt. Arnold: "Das ist nicht Sache der Politik."
Union fordert Rehabilitierung
Unterdessen setzte sich der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ernst-Reinhard Beck, für die Rehabilitierung des "Gorch-Fock"-Kapitäns Norbert Schatz ein. Schatz war vom früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wegen der Affäre (CSU) abgesetzt worden.
Dem Kommandanten des Segelschulschiffs dürfe aus den Vorwürfen, die durch den Untersuchungsbericht weitgehend widerlegt seien, "kein Nachteil erwachsen", sagte Beck der "Financial Times Deutschland". Schatz habe nach den Ergebnissen der Untersuchungskommission ein Anrecht darauf, von "jeglichem Makel befreit zu werden". Die Rehabilitierung hatte auch der Grünen-Politiker Omid Nouripour gefordert. Beck setzte sich dafür ein, die "Gorch Fock" auch in Zukunft als Segelschulschiff einzusetzen.
"Ich kann der Marineführung nur dringend anraten, Herrn Schatz wieder in sein Kommando einzusetzen", sagte auch der CDU-Abgeordnete und Marine-Experte Jürgen Hardt der "Rheinischen Post"."Es wäre schön, wenn die Gorch Fock in Kiel wieder unter dem Kommando von Norbert Schatz einfahren könnte."
Am Mittwoch wird sich der Verteidigungsausschuss des Bundestags mit dem 98-seitigen Bericht befassen, für den 221 Offiziersanwärter und 192 Angehörige der Stammbesatzung befragt wurden.
Quelle: ntv.de, dpa