Kanzlerkandidat "Guido I." SPD rückt von FDP ab
13.05.2002, 08:42 UhrNach dem Mannheimer FDP-Parteitag ist die SPD-Spitze auf klare Distanz zu einer möglichen Koalition mit den Freidemokraten nach der Bundestagswahl im September gegangen. Mit ihren Beschlüssen wolle die FDP dem "Sozialstaat den Garaus" machen, kritisierte der SPD-Vorsitzende Bundeskanzler Gerhard Schröder in Berlin. "Das ist mit mir nicht zu machen", fügte er hinzu.
Wenn die Liberalen an diesen Beschlüssen festhielten, die "tief in das konservative Lager zielten", sei "eine Zusammenarbeit nicht möglich", kündigte SPD-Generalsekretär Franz Müntefering nach einer Sitzung des Präsidiums an.
Die FDP wird zum ersten Mal in ihrer Geschichte mit einem eigenen Kanzlerkandidaten in den Bundestagswahlkampf ziehen. Bei den übrigen Parteien stößt die Kandidatur von FDP-Parteichef Guido Westerwelle auf Unverständnis bis Spott.
Bundeskanzler Schröder bezeichnete die Kanzlerkandidatur von FDP-Chef Guido Westerwelle als "einen dieser typischen Medien-Gags ". "Ich fürchte gar nichts, schon gar nicht Herrn Westerwelle", sagte der Parteichef. Sein Generalsekretär Müntefering meinte, bisher sehe das nach "Guido I." aus.
Auch CSU-Generalsekretär Thomas Goppel beurteilte die Kanzlerkandidatur Westerwelles skeptisch. Sie mache deutlich, "dass die FDP sich mehr auf Äußerlichkeit als auf Inhalte festlegt", sagte Goppel in der ARD.
Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Kerstin Müller, nannte die Absichten des FDP-Parteichefs eine "Lachnummer". "Ich finde das albern und unseriös. Herr Westerwelle hat das selbst vor einem Jahr eine Schnapsidee genannt. Offensichtlich ist die ganze FDP besoffen", sagte Müller im Südwestrundfunk. Außenminister Joschka Fischer spottete in n-tv: "Ich bin gespannt, wie Schröder jetzt einbricht gegenüber Westerwelle".
Westerwelle war am Sonntag auf dem Bundesparteitag der FDP von den rund 660 Delegierten bei nur zwei Gegenstimmen zum Kanzlerkandidaten nominiert worden.
Quelle: ntv.de