Große Koalition, nein danke SPD und Union einer Meinung
03.06.2002, 11:18 UhrManfred Stolpe hat eine Abfuhr hinnehmen müssen: Sowohl seine Partei, die SPD, als auch die Union lehnen eine große Koalition nach der Wahl ab. Ein Vorstoß des brandenburgischen Ministerpräsidenten wurden von den Führungsspitzen beider Parteien einmütig abgelehnt.
Bundeskanzler Gerhard Schröder widersprach seinem Parteifreund energisch und nannte den Vorschlag einen Fehler. CDU-Chefin Angela Merkel sagte, ihre Partei arbeite auf einen Wechsel hin. Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber nannte die Diskussion eine Strategie der Schwäche.
Stolpe hatte laut der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" zu einer großen Koalition geraten. "Mit Blick auf das, was dringend getan werden muss", seien die Programme von CDU und SPD "nicht so riesenweit auseinander", argumentierte der in Potsdam selbst mit einem Bündnis aus SPD und CDU regierende Politiker.
Dem Zeitungsbericht zufolge kritisierte Stolpe indirekt die bisherige Festlegung Schröders auf die Fortsetzung von Rot-Grün im Bund mit den Worten: "Der Bundeskanzler hat so etwas wie Treueempfinden. Wenn er einmal etwas angefangen hat, will er dabei bleiben."
Schröder kommentierte das Interview mit den Worten: "Es kann jeder mal einen Fehler machen und Äußerungen tun, die dann Kreise ziehen." Dies sei "hiermit richtig gestellt", fügte der SPD-Vorsitzende hinzu. Stolpe habe mit seiner Äußerung "nicht im Auftrag gehandelt".
"Für uns ist die große Koalition kein Wahlziel", sagte auch Merkel. Es sei traurig, dass so ein erfahrener Ministerpräsident "das Wahlziel der eigenen Truppe so herunterschraubt". Stoiber sagte in der "Bild"-Zeitung: "Ich will keine große Koalition, sondern eine neue Politik für mehr Aufschwung, mehr sichere Arbeitsplätze und weniger Belastungen der Bürger." Über eine große Koalition rede eine Partei nur dann, wenn ihr das nötige Selbstvertrauen in die eigene Stärke fehle.
Grüne und FDP wandten sich erwartungsgemäß ebenfalls gegen eine große Koalition.
Quelle: ntv.de