"Nicht nur ein One-Night-Stand" Sarkozy auf der Insel
27.03.2008, 15:57 UhrMit einem klaren Bekenntnis zur Atomkraft und zum Engagement in Afghanistan haben Großbritannien und Frankreich ihre neuen engeren Beziehungen unterstrichen. Die Regierungen beider Länder besiegelten am letzten Tag des Staatsbesuches des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy in London ein Abkommen zur Nutzung und Entwicklung von neuen Atomkraftwerken. Der britische Premierminister Gordon Brown begrüßte daneben die Ankündigung Frankreichs, mehr Truppen für den Kampf gegen die Taliban-Extremisten in Afghanistan bereitzustellen.
Dies sei auch ein wichtiges Zeichen für andere Länder, "die Lasten gerechter zu teilen", betonte Brown nach einem französisch-britischen Gipfel im Stadion des FC Arsenal. Zugleich kündigten sie im Beisein ihrer Regierungskabinette an, gemeinsam gegen den Klimawandel und die Turbulenzen am Finanzmarkt vorzugehen.
Brown nannte Sarkozys zweitägigen Besuch "historisch". "Unsere beiden Länder sind das Herz von dem, was ein offenes und global orientiertes Europa sein soll." Die neue Zusammenarbeit mit Frankreich nannte er eine "Entente Formidable", ein "großartiges Bündnis".
Sarkozy betonte, es handle sich um eine dauerhafte Verbesserung der Beziehungen. "Es ist nicht nur ein One-Night-Stand, wir können auch am nächsten Morgen frühstücken." Er rief Großbritannien jedoch erneut dazu auf, in der EU eine größere Rolle zu spielen, statt "stumm zuzuschauen". Frankreich übernimmt vom 1. Juli an die EU-Ratspräsidentschaft.
Die neue Brüderlichkeit
Sarkozy hatte am Vortag den Wunsch nach einer "neuen französisch-britischen Brüderlichkeit für das 21. Jahrhundert" ausgesprochen. Dennoch betonte er die Bedeutung Deutschlands in der EU. "Wir bauen weiter an der Freundschaft mit Deutschland, aber wir brauchen Großbritannien."
Brown und Sarkozy forderten angesichts der Kreditkrise Banken auf, "vollständig und rasch" über Verluste und Abschreibungen zu informieren. Unterschiedliche Positionen wurden jedoch bei einem möglichen Boykott der Olympischen Spiele in Peking offenbar: Während sich Sarkozy das Recht vorbehielt, die Spiele wegen der Unruhen in Tibet zu boykottieren, schloss dies Brown aus: "Großbritannien wird an der Zeremonie für die Olympischen Spiele teilnehmen."
Hilfe für Schwangere in Not
Zum Ende seines Besuchs hob Sarkozy auch die Rolle seiner Frau Carla hervor. "Sie ist eine Ehre für unser Land - und nicht nur wegen ihres Aussehens." Carla Sarkozy, die seit Beginn des Staatsbesuches die Aufmerksamkeit sämtlicher britischer Medien auf sich zieht, traf sich derweil mit Browns Gattin Sarah zu einem Benefiz-Lunch. Mit der Wohltätigkeitsveranstaltung unterstützen die beiden First Ladies eine Initiative zugunsten schwangerer Frauen in armen Ländern.
Schulen für Afrika
Zudem vereinbarten Frankreich und Großbritannien, 16 Millionen Schulplätze in Afrika zu realisieren. Die beiden Länder wollen Wohltätigkeitsorganisationen unterstützen, die in Afrika Schulen aufbauen und Lehrer zur Verfügung stellen. "Eine der großen Herausforderungen ist, dass heute Morgen 33 Millionen Kinder in Afrika nicht zur Schule gehen", sagte Sarkozy. Millionen Menschen bekämen durch die Hilfe Chancen, die sie zuvor noch nie gehabt hätten, sagte Brown. Die Aktion werde vom Weltfußballverband FIFA unterstützt.
Quelle: ntv.de