"Hallo Barack, hier Nicolas" Sarkozy buhlt um Obama
25.03.2009, 21:50 UhrEin geplantes Telefongespräch zwischen dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und seinem US-Amtskollegen Barack Obama hat in Frankreich für einen bemerkenswerten Medienrummel gesorgt. Die beiden Präsidenten wollten am Mittwochnachmittag zur Vorbereitung des Londoner G20-Weltfinanzgipfels miteinander sprechen. Die regierungsnahe Zeitung "Le Figaro" hob die bloße Ankündigung des Telefonats auf ihr Titelblatt und illustrierte sie mit einer Fotomontage, die Obama mit einem traditionellen Telefonhörer und Sarkozy mit einem Mobiltelefon am Ohr zeigt - obwohl sie doch in einer Videokonferenz miteinander sprechen sollten. "Sarkozy darf endlich mit Obama telefonieren", titelte die Website "20minutes.fr".
Im Grunde sei Sarkozy verärgert, dass Obama ihn im Unterschied zum britischen Premierminister Gordon Brown noch nicht ins Weiße Haus eingeladen habe, heißt es. Obama hatte zudem den Vorschlag abgewehrt, mit Sarkozy am Rande des NATO-Gipfels Anfang April in Straßburg auch die Normandie zu besuchen, um dort gemeinsam der Landung der US-Alliierten zu gedenken. Kürzlich hat Sarkozy sich vor Journalisten über die allgemeine "Obamanie" lustig gemacht und bissig hinzugefügt: "Die Welt ist groß genug, dass es auch zwei oder mehr wichtige politische Führer geben kann."
Ein gutes Näschen
Dabei hatte Sarkozy im vergangenen Sommer beim Paris-Besuch des damaligen Präsidentschaftskandidaten laut getönt, dass sie "gute Kumpel" seien. "Ich bin der einzige Franzose, der ihn persönlich kennt", sagte er damals. Obama zeigte sich bei der gemeinsamen Pressekonferenz ebenfalls freundlich und meinte, dass Sarkozy eine gute Nase für politische Führer habe - schließlich habe er bei seinem Washington-Besuch 2006 sowohl ihn als auch seinen späteren Gegenspieler John McCain getroffen.
Das Telefonat dürfte die grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten auch nicht ausgeräumt haben, die Frankreich und die USA derzeit haben. Während Sarkozy seit Monaten für eine schärfere Regulierung der internationalen Finanzmärkte wirbt, legt Washington den Akzent eher auf die Wiederankurbelung der nationalen Wirtschaft durch riesige Konjunkturprogramme.
Sarkozy dürfte sich auch nicht sonderlich gefreut haben, dass Obama kürzlich seinem Amtsvorgänger Jacques Chirac einen freundlichen Brief geschrieben hat, was der Adressat erfreut den französischen Medien steckte. Darin schrieb Obama, dass er sich "in den kommenden vier Jahren auf die gemeinsame Zusammenarbeit freut". Möglicherweise habe Obama sich ja vertan und gehe davon aus, dass Chirac noch immer im Amt und Sarkozy lediglich sein Vize sei, bemerkte das Satireblatt "Le Canard Enchan".
Quelle: ntv.de