Politik

Arbeit, Leistung, Autorität Sarkozy führt Frankreich

Nicolas Sarkozy hat die französische Präsidentenwahl überzeugend gewonnen. Nach einem stark polarisierenden Wahlkampf setzte sich der konservative frühere Innenminister bei der Stichwahl am Sonntag nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis 53,06 Prozent klar durch. Die sozialistische Kandidatin Sgolne Royal musste dagegen mit 46,94 Prozent die dritte Niederlage der Linken in Folge bei einer Präsidentenwahl hinnehmen. Wie das Innenministerium in Paris am frühen Montagmorgen weiter mitteilte, berücksichtigen diese Angaben auch Stimmen der Auslandsfranzosen. Die Wahlbeteiligung lag bei 83,97 Prozent.

Während auf dem Pariser Concorde-Platz etwa 30.000 Anhänger mit einem "großen Volksfest" Sarkozy feierten, antworteten tausende seiner Gegner in Paris, Pariser Vorstädten, Nancy, Lyon, Metz, Bordeaux, Mülhausen, Nantes, Lille, Toulouse und Marseille mit gewalttätigen Demonstrationen. Dabei wurden Dutzende Autos und Müllcontainer angesteckt sowie Schaufensterscheiben zertrümmert. Die befürchteten Krawalle blieben aber aus. Die Polizei sprach von einer angespannten Lage in den Pariser Vorstädten.

Der nach zwölf Jahren scheidende Präsident Jacques Chirac beglückwünschte seinen Nachfolger und langjährigen innerparteilichen Rivalen zu seinem Wahlerfolg. US-Präsident George W. Bush überbrachte dem Sieger telefonisch seine Glückwünsche. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Horst Köhler gratulierten Sarkozy. Unter ihm werde "die bewährte deutsch-französische Freundschaft auch weiterhin die Grundlage sein, um Frieden, Demokratie und Wohlstand in Europa dauerhaft zu sichern", erklärte Merkel.

"Das französische Volk hat entschieden, mit Ideen und Gewohnheiten der Vergangenheit zu brechen", sagte Sarkozy nach der Wahl. "Arbeit, Leistung und Autorität" müssten wird mehr als Werte betont werden. "Ich werde den Franzosen den Stolz auf Frankreich wiedergeben." In seiner ersten Rede als gewählter Präsident versuchte Sarkozy, Ängste bei innenpolitischen Gegnern und im Ausland zu zerstreuen. Er wolle "Royal und ihre Ideen" achten, sagte Sarkozy und bekannte sich zugleich zum Aufbau Europas.

Sarkozy wird am 16. Mai die Staatsgeschäfte von Chirac übernehmen. Seine Amtszeit dauert fünf Jahre. In den kommenden Tagen will Sarkozy sich zurückziehen, um seine Regierungsmannschaft aufzustellen. Royal gestand ihre Niederlage ein und stimmte ihre Anhängerschaft auf die Parlamentswahl im Juni ein. "Ich mache mit Euch weiter", rief sie den Anhängern zu. Sie werde weiterhin für die "Erneuerung der Demokratie" und der Linken kämpfen, versicherte Royal ihren enttäuschten Anhängern.

Die ersten Auslandsreisen als Präsident werden Sarkozy kurz nach seinem Amtsanritt nach Brüssel und Berlin führen, sagte Sarkozys politischer Berater Franois Fillon, dessen Name auch als möglicher künftiger Premierminister genannt wird. Termine wurden in der Wahlnacht jedoch nicht genannt. Fillon sagte weiter, die neue Regierung solle am 19. oder 20. Mai stehen.

Sarkozy äußerte einen "unsagbaren Stolz", Franzose zu sein. Er fügte allerdings hinzu: "Mein ganzes Leben war ich Europäer." Er rief dabei die EU-Partner auf, "die Stimme der Völker" zu hören. Sarkozy erinnerte Washington an seine "Pflicht", sich als großes Land an die Spitze des Kampfes gegen die Erderwärmung zu setzen. Frankreich werde "immer an der Seite" Amerikas stehen. "Die USA können auf unsere Freundschaft rechnen", sagte er unter dem Beifall seiner Anhänger.

Sarkozys Anhänger feierten seinen Sieg am Abend auf den Champs-Elyses und mit einem Konzert auf dem Concorde-Platz. Zuvor hatte sich viel Prominenz um den künftigen Staatschef gesammelt. Darunter waren Altrocker Johnny Hallyday, der Schauspieler Jean Reno und der Philosoph Andr Glucksmann. Zum Fest auf dem Concorde-Platz erschien neben Sarkozy auch Ehefrau Ccilia, die sich tagsüber nicht hatte sehen lassen. "Ich werde der Präsident aller Franzosen sein", rief Sarkozy der Menge zu.

Der Wahlausgang hing wesentlich von der Stimmübertragung der Wähler des Zentrumspolitikers Franois Bayrou und des Rechtsradikalen Jean-Marie Le Pen ab. Bayrou will zur Parlamentswahl eine neue Mitte-Partei gründen. Auch bei den Sozialisten gibt es Bestrebungen für eine Neuorganisation der Parteienlandschaft. So kündigte der frühere Wirtschaftsminister Dominique Strauss-Kahn eine "sozialdemokratische Erneuerung" an.

Quelle: ntv.de

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