Konsequenzen aus "Pisa" Schipanski: "Keine Schnellschüsse"
28.02.2002, 11:10 UhrDie Präsidentin der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK), Dagmar Schipanski, hat Kritik zurückgewiesen, die Bundesländer hätten nicht schnell genug auf die Ergebnisse der internationalen Schulleistungsstudie Pisa reagiert. Die Kultusminister der 16 Bundesländer beraten in Berlin auf einer zweitägigen Konferenz über Reformen des deutschen Bildungssystems.
Die CDU-Politikerin warnte vor Schnellschüssen bei der Auswertung der Studie, bei der Deutschland schlecht abgeschnitten hatte. "Es darf uns nur um die Sache gehen", betonte Schipanski. Sie kündigte an, dass die nationale Ergänzungsstudie am 30. Juni vorgestellt werde.
Nach dem miserablen Abschneiden der deutschen Schüler bei der internationalen Schulleistungsstudie "Pisa" wollen die Bundesländer über weitere Reformschritte beraten. Zugleich wollen die Länderminister auf die Forderung mehrerer Bundestagsfraktionen nach einem Nationalen Bildungsbericht und der Einsetzung eines Sachverständigenrates reagieren. Einige Länder fürchten eine Einmischung des Bundes in ihre Kompetenzen.
Mehr Ganztagsschulen
Der Bremer Bildungssenator Willi Lemke (SPD) hatte sich am Mittwoch in diesem Zusammenhang für den Ausbau von Ganztagsschulen in Deutschland eingesetzt. "Wir brauchen an unseren Schulen deutlich mehr Ganztagsangebote, um die schwachen Schüler besser zu fördern und die starken gezielter zu fordern", so Lemke.
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte unlängst überraschend angekündigt, er werde die Ganztagsbetreuung von Kindern und Schülern zu einem zentralen Wahlkampfthema zu machen und dabei von einer "gesamtstaatlichen Aufgabe" gesprochen. Der Bund könne dabei nicht abseits stehen könne und ein Hilfsangebot angekündigt.
Pisa-Debakel
Lemke, der Vize-Präsident der Kultusministerkonferenz ist, erinnerte daran, dass in der internationalen Schulleistungsstudie "Pisa" Länder mit Ganztagsschulen gut abgeschnitten hätten. Deutschland hingegen gehöre zu den wenigen Ländern, in denen die Halbtagsschule noch deutlich überwiege. Dies sei jedoch nicht mehr zeitgemäß, "wenn wir bessere Bildungsleistungen und mehr Chancengerechtigkeit erreichen wollen". Das miserable Abschneiden Deutschlands hatte eine Bildungsdiskussion ausgelöst.
Quelle: ntv.de