Politik

Merkel ermahnt Poroschenko "Schokobaron" redet nicht mit Separatisten

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Für Pjotr Poroschenko sind die Separatisten lediglich "Terroristen".

(Foto: dpa)

Noch vor wenigen Wochen war Pjotr Poroschenko im Westen ein unbeschriebenes Blatt, nun empfängt Angela Merkel den ukrainischen Präsidentschaftskandidaten. Die Kanzlerin will den Milliardär zu Verhandlungen zwingen - sogar mit den Separatisten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten in der Ukraine, Pjotr Poroschenko, zum Dialog gemahnt. Bei einem Treffen im Kanzleramt habe Merkel auf die "Bedeutung von Gesprächsbereitschaft und Dialog" hingewiesen, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Dies gelte gerade mit Blick auf die Wahl am 25. Mai. Zweieinhalb Wochen vor dem geplanten Termin ist offen, ob in dem zerstrittenen Land überhaupt gewählt werden kann.

Das Treffen im Kanzleramt war für Poroschenko Höhepunkt eines eintägigen Berlin-Besuchs. Von Merkel ist bekannt, dass sie für Gespräche am "Runden Tisch" mit allen Parteien ist, die in der Ukraine friedlich agieren. Poroschenko selbst hatte die prorussischen Milizen im Osten und Süden des Landes kurz zuvor noch als "Terroristen" bezeichnet. Der 48-jährige Milliardär liegt in allen Umfragen klar vorn. In Berlin traf er auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

Die Bundesregierung wehrte sich allerdings gegen Vermutungen, mit den Treffen Poroschenko Wahlkampfhilfe leisten zu wollen. Vize-Regierungssprecherin Christiane Wirtz verwies darauf, dass Merkel auch schon dessen Gegenkandidatin Julia Timoschenko empfangen habe. Das Treffen solle dazu dienen, die Lage in der Ukraine "klarer zu sehen". Eine gemeinsame Pressekonferenz gab es nicht.

Poroschenko selbst lehnte jede Beteiligung von prorussischen Milizen an neuen internationalen Friedensgesprächen strikt ab. Die ukrainische Führung sei zu keinen Verhandlungen mit "Terroristen" bereit, sagte er nach einem Treffen mit dem CDU-Außenpolitiker Andreas Schockenhoff. "Das sind ganz einfach Terroristen. Manche von ihnen sind geisteskrank." Russland hat die Beteiligung prorussischer Separatisten zur Bedingung für eine neue Ukraine-Konferenz in Genf gemacht.

"Wir halten alle Abmachungen ein"

Poroschenko sagte dazu, das ukrainische Volk habe einen "legitimen Repräsentanten" für solche Gespräche, nämlich Außenminister Andrej Deschtschiza. Die Ergebnisse des ersten Genfer Treffens von Mitte April beurteilte er mit den Worten: "Wir halten alle Abmachungen ein. Die Separatisten, die von Russland unterstützt werden, haben bislang keine einzige erfüllt." Deutschland macht sich für eine Konferenz noch vor der Präsidentenwahl am 25. Mai stark.

Poroschenko war in den 90er Jahren selbst ukrainischer Außenminister. Heute gilt der Unternehmer als aussichtsreichster Kandidat für die Präsidentenwahl. In den nächsten Tagen will Poroschenko, der über ein Milliardenvermögen verfügt, auch nach Frankreich und Polen reisen.

Der Unternehmer bedankte sich ausdrücklich für die bisherige deutsche Unterstützung für die Ukraine. Zugleich verlangte er vom Westen neue Sanktionen gegen Russland, falls es wie geplant am Sonntag im Osten der ehemaligen Sowjetrepublik ein "Referendum" über eine Loslösung vom Rest des Landes gibt. "Wenn Russland dieses Referendum unterstützt, brauchen wir unbedingt eine abgestimmte Antwort über eine dritte Welle von Sanktionen."

Quelle: ntv.de, jve/dpa

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