Dschibri: Wir müssen zusammenhalten Schon 30.000 Libyer getötet
08.09.2011, 20:56 UhrDie libysche Übergangsregierung ruft die Gaddafi-Gegner zur Geschlossenheit auf. Der Kampf sei noch nicht vorüber, sagt Regierungschef Dschibril in Tripolis. Erst wenn Gaddafis Anhänger vollständig besiegt seien, "kann das politische Spiel beginnen". Nach Angaben der Rebellen kostet der Aufstand bisher mindestens 30.000 Menschen das Leben.
Der Chef der libyschen Übergangsregierung, Mahmud Dschibril, hat sich erstmals der Presse in Tripolis präsentiert. Der Exekutiv-Ausschuss des Übergangsrats, wie sich das Kabinett nennt, richte sich nun in der libyschen Hauptstadt ein, sagte der Politiker. Die Mitglieder des Gremiums, das bislang in der ostlibyschen Metropole Bengasi ansässig war, machten sich nun nach und nach auf den Weg nach Tripolis. "Dieser Vorgang wird bis Ende nächster Woche beendet sein", fügte er hinzu.
Dschibril betonte weiter: "Die Schlacht um Libyen ist noch nicht abgeschlossen." Noch würden Gebiete von Gefolgsleuten des untergetauchten Diktators kontrolliert. "Die erste Herausforderung ist aber, dass wir gegen uns selbst gewinnen", erklärte er. Libyen werde nur dann eine bessere Zukunft haben, wenn es einen demokratischen Rechtsstaat auf Verfassungsgrundlage aufbaut und Versöhnung anstelle von Vergeltung und Abrechnung walten lässt.
Schon 30.000 Tote in Libyen
Der Aufstand soll nach Angaben der Rebellen bisher mindestens 30.000 Menschen das Leben gekostet haben. Zudem seien in dem mehr als sechs Monate dauernden Konflikt 50.000 Menschen verletzt worden, sagte Nadschii Barakat, Gesundheitsminister der Aufständischen. Es handele sich um vorläufige Zahlen, die sich auf Angaben von Krankenhäuser, Kommunalvertreter und Rebellenführer stützten. Mindestens 4000 Menschen würden noch vermisst.
haben unterdessen die internationale Gemeinschaft in Sorge versetzt. Mit den vermissten Boden-Luft-Raketen könnten Terroristen auch zivile Flugzeuge abschießen, heißt es in Tripolis. Washington verlangte von der neuen Führung umgehend einen wirksameren Schutz der Depots.
Faust steht jetzt in Misrata
Derweil wurde eine Statue, die die Gaddafi-Herrschaft symbolisierte, von Tripolis nach Misrata gebracht. Die mittlerweile mit Graffiti übersäte goldene Faust, die ein Flugzeug zermalmt, steht nun auf einem Betonsockel am Meer in Misrata.
Gaddafi hatte die Statue 1986 nach der Bombardierung seiner Residenz in der libyschen Hauptstadt durch US-Flugzeuge errichten lassen. Nun sei es die Stadt Misrata, die mit dieser Statue ihren Widerstand gegen Gaddafi zeige, sagte ein Vertreter der Aufständischen. Ob die Statue in der Küstenstadt bleiben solle, konnte er nicht sagen.
In Misrata hatte Ende Februar der Aufstand gegen Gaddafi begonnen. Die Aufständischen in der Stadt mit ihren knapp 500.000 Einwohnern hatten die Gaddafi-Kämpfer nach schweren Gefechten Ende April vertrieben.
Quelle: ntv.de, dpa/rts