UN-Konferenz nicht unumstritten Schritte zur atomaren Abrüstung
29.05.2010, 16:10 Uhr
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Mit dem Ruf nach einer atomwaffenfreien Zone im Nahen Osten und dem Bekenntnis zur nuklearen Abrüstung geht eine große UN-Nuklearkonferenz in New York zu Ende. Allerdings: Die in Israel vermuteten Atomwaffen und der mögliche Bau der Atombombe im Iran werden keines Wortes gewürdigt.
Erstmals seit zehn Jahren haben sich die 189 Mitgliedstaaten des Atomwaffensperrvertrags auf Schritte zur nuklearen Abrüstung verständigt. Die Teilnehmer der Überprüfungskonferenz beschlossen in New York, die drei Grundpfeiler des Vertrags - Abrüstung, Nichtweiterverbreitung und friedliche Nutzung der Kernenergie - zu stärken. Zudem soll der Nahe Osten zu einer atomwaffenfreien Region gemacht werden.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach in Berlin von einem "sehr guten Tag für die Abrüstung". Der Konsens sei ein großer Erfolg für die internationalen Abrüstungsbemühungen. Die Bundesregierung fühle sich in ihren Bemühungen bestärkt und werde jetzt daran arbeiten, die Ergebnisse von New York konsequent umzusetzen. EU-Außenministerin Catherine Ashton erklärte in Brüssel, der Konsens zeige, dass das multilaterale Abkommen zur Nichtverbreitung von Atomwaffen und zur Abrüstung "lebendig ist und von allen unterstützt wird". Die alle fünf Jahre stattfindende Überprüfungskonferenz hatte sich zuletzt vor zehn Jahren auf Zusätze zu dem seit 1970 gültigen Atomwaffensperrvertrag geeinigt.
Atomwaffenfreier Naher Osten
Die Teilnehmerstaaten der einen Monat lang tagenden UN-Konferenz setzten sich zum Ziel, den Nahen Osten zu einer atomwaffenfreien Region zu machen. Um dieses Ziel voranzubringen, soll 2012 eine internationale Konferenz einberufen werden, an der alle Länder der Region teilnehmen sollen, also auch Israel und der Iran. In dem 28-seitigen Abschlussdokument wird die Wichtigkeit eines Beitritts Israels zu dem Vertrag betont, der eine weitere Verbreitung von Atomwaffen in der Welt verhindern soll. Israel wird aufgerufen, alle seine Atomanlagen für Kontrollen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zu öffnen. Der Iran hingegen wird trotz seiner immer wieder kritisierten Verstöße gegen UN-Resolutionen zu seinem Atomprogramm nicht ausdrücklich erwähnt.
Israel beharrt auf Atomwaffen
Israel verurteilte das Ergebnis der Konferenz scharf. Es sei "scheinheilig", dass nur Israel erwähnt, über andere Atommächte wie Indien und Pakistan jedoch geschwiegen werde, sagte ein Regierungsvertreter. Dass Teheran nicht erwähnt werde, sei umso "schockierender", als die IAEA in den vergangenen Monaten immer mehr Informationen über den "militärischen Charakter" des iranischen Atomprogramms erhalten habe. Israel lehnt eine atomwaffenfreie Zone im Nahen Osten ab, solange dort kein Frieden herrscht. Das Land gab bislang nicht zu, Atomwaffen zu besitzen. Irans Vertreter bei der IAEA, Ali Asghar Soltanieh, sagte: "Das ist ein Schritt nach vorn im Bemühen um eine atomwaffenfreie Welt."
US-Präsident Barack Obama begrüßte die Einigung auf weitere Schritte zur atomaren Abrüstung. Zugleich kritisierte er in einer Erklärung, dass Israel ausdrücklich hervorgehoben worden sei, während der Iran trotz seiner Weigerung zur Zusammenarbeit nicht erwähnt worden sei. Mehrere US-Vertreter hatten den arabischen Botschaftern in Washington erklärt, Israel in der Erklärung derart herauszuheben, mache es sehr schwierig, das Land zu einer Teilnahme an der für 2012 geplanten Konferenz zu bewegen.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach von einem "Erfolg" der Konferenz in New York. Ein "starker Geist von Kompromiss und Zusammenarbeit hat zu einem wichtigen Abkommen für das Schaffen einer sichereren Welt geführt".
Quelle: ntv.de, AFP