"Feige und furchtbar" Schwesig fassungslos nach Brandanschlag
05.04.2015, 08:54 UhrIn Tröglitz legen Brandstifter Feuer in einem Haus, in dem demnächst Flüchtlinge einziehen sollten. Familienministerin Schwesig, in deren Ressort Prävention gegen Extremismus fällt, findet deutliche Worte.
Nach dem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Tröglitz in Sachsen-Anhalt hat Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) eine strikte Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gefordert. "Wir dürfen beim Kampf gegen Rechtsradikalismus nicht nachlassen", sagte Schwesig der "Bild am Sonntag". Die Ministerin, die die Präventionsprogramme gegen Rechtsradikalismus verantwortet, zeigte sich auch persönlich betroffen: "Das war ein feiger und furchtbarer Brandanschlag, der wütend, traurig und fassungslos macht."
In einem weitgehend leerstehenden Gebäude in Tröglitz, in dem ab Mai Asylbewerber untergebracht werden sollten, war in der Nacht zum Samstag ein Feuer ausgebrochen. Der Staatsschutz nahm Ermittlungen wegen des Verdachts auf Brandstiftung sowie eines ausländerfeindlichen Hintergrunds auf. Im Mai sollten 40 Menschen einziehen.
Flüchtlinge kommen trotzdem
Nach dem Brandanschlag beteiligten sich am Samstag rund 300 Menschen an einer spontanen Demonstration in dem Ort. Zu der Aktion hatte der zurückgetretene ehrenamtliche Bürgermeister des Orts, Markus Nierth, aufgerufen. Redner aus Politik, von Vereinen und Kirchen warben für ein Zeichen gegen Hass und Ausgrenzung.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte bei der Kundgebung auf dem Friedensplatz, man werde alles tun, um die Verbrecher hinter Gitter zu bringen. Die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz des Ortes seien noch einmal erhöht worden. Der örtliche Landrat Götz Ulrich (CDU) sagte "Spiegel online", man werde an der Unterbringung von 40 Asylbewerbern in der Kleinstadt festhalten. "Wir dürfen jetzt nicht einknicken und zurückziehen." Für ihn sei klar, dass der Brand kein Anlass sein dürfe, von der dezentralen Unterbringung der Flüchtlinge abzuweichen.
Tröglitz war bereits Anfang März in die Schlagzeilen geraten, als Nierth zurücktrat, nachdem er und seine Familie wegen der Asylbewerberunterkunft von Rechtsextremen bedroht worden waren. Der ehrenamtliche und parteilose Bürgermeister klagte zudem, er fühle sich von den örtlichen Behörden alleingelassen. Anlass für den Rücktritt waren Pläne von Rechtsextremen, vor dem privaten Wohnhaus von Nierth gegen die geplante Aufnahme von Flüchtlingen im Ort zu protestieren. Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen und Empörung gesorgt.
Quelle: ntv.de, sba/dpa