Netanjahu will Schlag gegen Iran Schwieriger Gast für Obama
02.03.2012, 12:04 Uhr
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will von Obama klare Zusagen für das weitere Vorgehen im Irankonflikt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Beim Treffen zwischen dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama und dem Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Montag in Washington geht es um nicht weniger als die Quadratur des Kreises. Im Streit um das befürchtete iranische Atomprogramm will Netanjahu seinen Gastgeber auf eine glaubhafte Angriffsdrohung festnageln, sollte der Iran bestimmte "rote Linien" überschreiten. Das berichtete die israelische Zeitung "Haaretz". Obama aber könne im Wahlkampf keinen Krieg gebrauchen, schrieb die US-Zeitung "The Daily Beast". Offiziell halten sich alle Beteiligten bedeckt. Ein Sprecher Netanjahus sagte nur: "Kein Kommentar".
Netanjahu und sein Verteidigungsminister Ehud Barak haben keine Zweifel daran gelassen, dass es ihrer Meinung nach für ein militärisches Vorgehen schon bald zu spät sein könnte. Die Iraner verlegen ihre Atomanlagen in Bunker tief unter der Erde und könnten entscheidende Fortschritte bei der Herstellung waffenfähigen Urans machen.
Das auf 90 Prozent angereicherte Uran ist nach israelischer Lesart der letzte Baustein, der den Iranern für eine Atombombe noch fehlt. Notfalls werde Israel allein und wegen seiner schwächeren Bomben auch früher als den USA lieb ist losschlagen, lautet die über die Medien transportierte Warnung. Und Jerusalem würde die USA nicht einmal vorab warnen. Ein Schreckensszenario für den Wahlkämpfer Obama.
Clinton hält Angriff auf Iran für zu gefährlich

Obama will eine Eskalation mit dem Iran vermeiden. Sie könnte ihm im Wahljahr über den Kopf wachsen.
(Foto: AP)
Das Weiße Haus steht vor dem Problem, dass es Israel eventuell nur dann von einem militärischen Alleingang abhalten kann, wenn es seinerseits den militärischen Druck auf Teheran erhöht. Alle Optionen einschließlich der militärischen lägen auf dem Tisch, wiederholen Vertreter der amerikanischen Regierung zwar immer wieder. Doch dann kommt das große Aber: "Wir sollten uns auf die wirtschaftlichen Sanktionen konzentrieren, bei denen wir die Welt hinter uns haben", zitierte die "Jerusalem Post" Außenministerin Hillary Clinton. Und die Risiken eines Angriffs seien auch zu hoch.
Je länger der Iran jedoch behauptet, sein Atomprogramm diene nur friedlichen Zwecken, und dennoch der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA den Zugang zu Teilen dieses Programms verweigert, desto nervöser werden die Israelis. Netanjahu zog kurz vor dem Holocaust-Gedenktag am 27. Januar eine klare Verbindungslinie zwischen dem Massenmord an den Juden im Zweiten Weltkrieg und der Krise mit dem Iran: "Wenn unsere Existenz bedroht wird, dürfen wir unser Schicksal nicht in die Hände anderer legen."
Angst vor Flächenbrand und Wirtschaftskrise
Die US-Regierung befürchtet, ein israelischer Angriff könnte die ganze Region in Brand setzen, die Weltwirtschaft durch explodierende Ölpreise auf Talfahrt schicken und damit Obamas Wahlkampf völlig durcheinander bringen. Die Israelis halten der US-Regierung vor, dass sie ihre militärische Drohung mit dem Plädoyer für Sanktionen und ihren Zweifeln am Erfolg eines Angriffs entwerte, schrieb die "Jerusalem Post". Teheran nehme die Warnung deshalb nicht ernst. Und die Israelis wohl auch nicht.
Kurz vor Natanjahus Besuch verschärfte jedoch auch Washington den Ton. Die Pläne für einen Militärschlag seien fertig, sagte der US-Luftwaffenchef, General Norton Schwartz. Die Planungen bezögen sich auf das Auftanken israelischer Kampfjets in der Luft sowie auf Angriffe auf die Säulen des klerikalen Systems im Iran, die Revolutionsgarden und das Militär sowie das Ministerium für die Geheimdienste, gab die Zeitung ungenannte Vertreter des Pentagon wieder. Die "Washington Post" berichtete zudem, das US-Militär sei zuversichtlich, dass selbst die iranischen Bunker in Fordo mit den neuesten Bomben zu zerstören seien.
"Was wir brauchen, ist eine glasklare Zusicherung der Amerikaner, dass Washington im Gegenzug zu israelischer Zurückhaltung (...) einen nuklearen Iran verhindert, solange das noch möglich ist", schrieb der frühere israelische General Amos Jadlin in der "New York Times". Er war einer der israelischen Piloten, die 1981 den irakischen Atomreaktor in Osirak zerbombten.
Quelle: ntv.de, Jan-Uwe Ronneburger, dpa