CSU-Nachwahlturbulenzen Seehofer watscht Huber ab
05.06.2014, 05:03 Uhr
Der Ärger eines Parteichefs: Die CSU ist derzeit alles andere als geschlossen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Horst Seehofer dreht den Spieß einfach um und sieht seine Kritiker als Hauptverantwortliche für das CSU-Desaster bei der Europawahl. Das Verhältnis zu seinem Widersacher Huber, der vor ihm die CSU führte, scheint völlig zerrüttet.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat seine parteiinternen Kritiker für das schlechte Abschneiden der CSU bei der Europawahl mitverantwortlich gemacht. "Diese Neigung zur Selbstbeschäftigung gefällt den Leuten nicht", sagte Seehofer der "Augsburger Allgemeinen".
Der CSU-Chef griff seinen parteiinternen Widersacher Erwin Huber wegen dessen Forderung nach einer Führungsdebatte scharf an und warf ihm parteischädigendes Verhalten vor. "Das hat nur eine Wirkung, eine einzige: Das schadet der CSU, sonst gar nix", sagte Seehofer. Dies habe sich bei der Europawahl gezeigt.
Huber, der vor Seehofer Parteichef der Christsozialen war, hatte dem Ministerpräsidenten autoritäres Gehabe vorgeworfen. Seehofer dazu: "Was Erwin Huber sagt, das kann wirklich niemanden überraschen. Das macht er seit sechs Jahren - manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Intensität."
Das Ergebnis bei der Europawahl sei ein Warnschuss für die CSU, sagte Seehofer dem Blatt. "Es begleitet uns doch seit November diese Debatte über den Führungsstil", kritisierte Seehofer. "Hat der Ministerpräsident zu viel Macht? Hat er zu wenig? Wie organisiert man die Nachfolge? Ist er ein Spieler? Ist er ein Zocker?" Dies sei ein entscheidender Faktor für das schlechte Abschneiden bei der Europawahl gewesen.
CSU steht an einer "Wegscheide"
Seehofer machte nochmals klar, dass er bis zum Ende der Wahlperiode Ministerpräsident bleiben will. Als Parteivorsitzender sei er bis Ende 2015 gewählt und er werde sich auf dem Parteitag erneut zur Wiederwahl stellen. Die Partei stehe an einer "Wegscheide", sagte Seehofer. Die CSU habe zwar ein Wählerpotenzial von mehr als 50 Prozent. Wenn sie aber nicht zu Veränderungen bereit sei, laufe sie Gefahr, in den 30-Prozent-Bereich abzurutschen.
Die CSU war bei der Wahl zum Europaparlament im Mai in Bayern von 48,1 Prozent im Jahr 2009 auf 40,5 Prozent zurückgefallen. Es war ihr schlechtestes landesweites Ergebnis seit 60 Jahren.
Quelle: ntv.de, wne/AFP/dpa