Politik

Gedenken in Buchenwald Semprún erinnert an Aufstand

Mit einer Kranzniederlegung wird auf dem ehemaligen Appellplatz des Konzentrationslagers Buchenwald der rund 56.000 Menschen gedacht, die in dem KZ Lager ermordet wurden. Der Schriftsteller und ehemalige Buchenwald-Häftling Jorge Semprún erinnert an den bewaffneten Aufstand der Häftlinge. Er hatte die US-Truppen mit einer deutschen Panzerfaust in der Hand empfangen.

Der Überlebende Viktor Savytskyi aus der Ukraine küsst US-Veteran Clarence H. Brockman.

Der Überlebende Viktor Savytskyi aus der Ukraine küsst US-Veteran Clarence H. Brockman.

(Foto: AP)

Mit einer Gedenkfeier haben Politiker, Überlebende und Veteranen der US-Armee der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald vor 65 Jahren gedacht. Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) sagte in ihrer Rede auf dem ehemaligen Appellplatz, die Erinnerung an die Verbrechen der Nazis und "an all das unsagbar Schreckliche für alle Zeiten wach zu halten", sei eine gemeinsame und bleibende Aufgabe von Gesellschaft und Politik.

Bewaffnete Häftlinge hatten am 11. April 1945 nach der Flucht der SS das Lager übernommen. Stunden später befreiten US-Soldaten die 21.000 Überlebenden, darunter 904 Kinder und Jugendliche. Rund 250.000 Männer, Frauen und Kinder aus ganz Europa hatten die Nationalsozialisten nach Buchenwald deportiert. Es war Ende des Zweiten Weltkrieges das größte Konzentrationslager auf deutschem Boden.

"Das ist die Wahrheit"

Auch Charles Thomas Payne, der Großonkel von US-Präsident Barack Obama, kam zur Gedenkfeier nach Buchenwald. Payne gehörte zu einer Einheit, die das Lager Ohrdruf, ein Außenlager von Buchenwald, befreite.

Auch Charles Thomas Payne, der Großonkel von US-Präsident Barack Obama, kam zur Gedenkfeier nach Buchenwald. Payne gehörte zu einer Einheit, die das Lager Ohrdruf, ein Außenlager von Buchenwald, befreite.

(Foto: AP)

Lautes Klatschen und Rufe "Das ist die Wahrheit" gab es, als der Schriftsteller und ehemalige spanische Kulturminister Jorge Semprún, der selber Gefangener in Buchenwald war, an den bewaffneten Aufstand der Häftlinge erinnerte. Sie marschierten mit deutschen Gewehren und Panzerfäusten den US-Truppen entgegen. Semprún war 22 Jahre alt und trug eine Panzerfaust.

Der Präsident der internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos, Bertrand Herz, erlebte als 16-Jähriger die Hölle von Buchenwald. Er appellierte an die Jugend: "Seien Sie nicht nur Zeugen unseres Gedenkens, sondern Träger der Werte, die wir immer verteidigt haben: den Kampf gegen jede Form von Ausgrenzung und für die gegenseitige Achtung und die Solidarität unter den Menschen."

"Schwur von Buchenwald noch nicht erfüllt"

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte: "Freiheit, Demokratie, Toleranz und Menschlichkeit müssen immer wieder verteidigt und errungen werden." Der Schwur der Buchenwalder, eine Welt des Friedens und der Freiheit aufzubauen, sei noch nicht erfüllt.

Seit Samstag können die Namen und Daten von rund 38.000 Toten von Buchenwald im Internet nachgelesen werden. Das digitale Totenbuch ist den Opfer und ihren Angehörigen gewidmet.

Die thüringische Ministerpräsidentin würdigte in ihrer Rede besonders die Kinder und Jugendlichen von Buchenwald, von denen mehr als 900 durch Widerstandskämpfer im Lager und durch Angehörige der US-Armee gerettet werden konnten. Zu den Geretteten gehörten seinerzeit auch Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel und der Autor und Kameramann Stefan Jerzy Zweig. "Wir stehen mit Achtung vor den letzten überlebenden Opfern", sagte Lieberknecht. Nach ihren Angaben reisten etwa 50 in Buchenwald gerettete Kinder aus den USA, Israel und Frankreich zu der Gedenkfeier.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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