Drama im Marmara-Meer Sicherheitskräfte befreien Geiseln
12.11.2011, 07:18 Uhr
Polizei und Rettungskräfte stehen im Hafen.
(Foto: dpa)
Aufatmen in der Türkei: In der Nacht befreien türkische Sicherheitskräfte 24 Geiseln an Bord eines Passagierschiffs im Marmara-Meer. Der Entführer stirbt bei der Befreiungsaktion. Der Mann ist offenbar Mitglied einer Terrororganisation.
Türkische Sicherheitskräfte haben eine im Marmara-Meer gestürmt und die mehr als 20 Menschen an Bord nach zwölf Stunden Geiselhaft befreit. Der Entführer sei dabei getötet worden, teilte der Istanbuler Gouverneur Hüseyin Avni Mutlu mit. Es habe sich um einen Einzeltäter gehandelt. Die Behörden vermuteten die kurdische Extremistenorganisation PKK hinter der Tat. Kurz nach der Entführung war zunächst von bis zu fünf Geiselnehmern die Rede. Besatzung und Passagiere waren nach ersten Angaben unverletzt.
Der getötete Geiselnehmer habe offenbar Sprengstoff bei sich getragen, sagte Gouverneur Mutlu. Der zwischen 28 und 30 Jahre alte Mann habe einen Mechanismus mit einem Druckknopf und Kabeln am Körper getragen, der noch von Sprengstoffexperten untersucht werde. "Es ist klar dass der Täter Mitglied einer Terrorgruppe war", sagte Mutlu. Seine Identität werde noch geprüft. Verkehrsminister Binali Yildirim hatte zuvor davon gesprochen, dass eine Gruppe der PKK hinter der Tat stecke.
Die für bis zu 400 Passagiere ausgelegte Fähre "Kartepe" war am Freitagabend auf der Strecke zwischen Izmit und Karamursel im Nordwesten der Türkei entführt worden. Sie hatte 18 Fahrgäste und sechs Besatzungsmitglieder an Bord. Schiffe der Küstenwache mit Spezialeinheiten und ein Hubschrauber folgten der Fähre, bis ihr der Treibstoff ausging und sie etwa 50 Kilometer westlich vor Istanbul vor Anker ging.
Dort schlugen die Sicherheitskräfte am frühen Morgen dann zu. "Kurz nach Beginn des Einsatzes wurde das Schiff gestürmt und der Entführer getötet", sagte Mutlu. Konkrete Forderungen stellte der Täter der Regierung zufolge nicht. Dem Fernsehsender CNN Türk zufolge hielten die Behörden es für möglich, dass er die Fähre zur Insel Imrali steuern wollte, wo PKK-Chef Abdullah Öcalan seit 1999 inhaftiert ist. Zuletzt hatte die Armee nach mehreren PKK-Anschlägen eine neue Offensive gegen die Separatisten gestartet.
Die PKK hatte im Jahr 1984 den bewaffneten Kampf gegen den türkischen Staat aufgenommen. In dem Konflikt starben rund 45.000 Menschen. Die Türkei, die EU und die USA haben die PKK als Terrororganisation eingestuft. Zuletzt waren bei einem Selbstmordanschlag der PKK im November vergangenen Jahres in Istanbul 32 Menschen verletzt worden. Nach einem blutigen Angriff auf türkische Soldaten im Oktober war die Armee mit einem großangelegten Einsatz gegen PKK-Rebellen im Südosten der Türkei und im Nordirak vorgegangen.
Quelle: ntv.de, rts/AFP