Politik

Mit Zeremonienmesser gegen Pistole Sikh hielt Angreifer auf

Um Frauen und Kindern das Leben zu retten, stellte sich der Vorsitzende der Sikh-Gemeinde in Oak Creek dem vermutlich rassistischen Angreifer entgegen. Bei dem Versuch, den Attentäter aufzuhalten, kommt er selbst ums Leben. Derweil tauchen neue Hintergründe zum Täter auf. Hinweise auf eine Verbindung zur rechten Szene verdichten sich.

Der als Täter identifizierte Wade Page soll Verbindungen zur rechten Szene gehabt haben.

Der als Täter identifizierte Wade Page soll Verbindungen zur rechten Szene gehabt haben.

(Foto: REUTERS)

Bei dem tödlichen Angriff auf einen Sikh-Tempel im US-Bundesstaat Wisconsin hat sich der Vorsitzende der Tempelgemeinde dem womöglich aus rassistischen Motiven handelnden Schützen entgegengestellt. Der 65-jährige Sadwant Singh Kaleka griff sich Augenzeugen zufolge die einzige im Gotteshaus vorhandene Waffe, ein stumpfes Zeremonienmesser. Damit stellte er sich dem 40-jährigen Wade Michael Page, einem ehemaligen Soldaten der US-Armee, in den Weg. Doch dieser schoss ihn mit seiner Neun-Millimeter-Pistole gnadenlos nieder.

Immerhin gelang es Kaleka, den Todesschützen aufzuhalten, sodass sich Frauen und Kinder in Sicherheit bringen konnten. "Er war ein Held durch und durch", sagte jetzt sein Sohn Amardeep Kaleka. Die Kalekas kamen 1982 aus Indien in die Vereinigten Staaten. Der Familienvater war als Geschäftsmann erfolgreich und widmete sein Leben dem Bau des Tempels in der Kleinstadt Oak Creek. Mitglieder der Gemeinde erinnern sich an Sadwant Singh Kaleka als einen ausgeglichenen Mann, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ und niemals nachtragend war.

Foto vor Hakenkreuz-Banner

Derweil verstärken sich die Spekulationen über rassistische Motive des Todesschützen. Nach Medienberichten gibt es Hinweise darauf, dass der als Täter identifizierte Wade Page Verbindungen zur rechten Szene hatte. Der Sender CNN veröffentlichte ein Facebook-Foto, das den Schützen vor einem Hakenkreuz-Banner zeigt. Die "New York Times" zitierte zudem Vertreter der Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center mit den Worten, man habe Page schon seit rund zehn Jahren wegen Verbindungen zur rassistischen Szene im Auge gehabt.

Die Moschee in Missouri brannte bis auf die Grundmauern ab.

Die Moschee in Missouri brannte bis auf die Grundmauern ab.

(Foto: AP)

Die Polizei bestätigte zunächst lediglich, dass Page früher Soldat war und dann 1998 - offenbar nach einer Reihe von Verstößen - entlassen wurde. Er hatte am Sonntag in dem Tempel in Oak Creek sechs Menschen getötet, bevor ihn dann ein Polizist erschoss.

Die Behörden gehen bisher davon aus, dass der Schütze allein handelte. Spekulationen gehen hauptsächlich dahin, dass Page möglicherweise die Terroranschläge vom 11. September 2011 rächen wollte und . Drei bei der Attacke Verletzte befanden sich nach offiziellen Angaben weiterhin in "kritischem Zustand". Zu ihnen zählt ein Polizist, auf den der Schütze aus nächster Nähe acht bis neun Mal gefeuert hatte.

"Attacken wiederholen sich viel zu häufig"

US-Präsident Barack Obama fordert nach dem Angriff auf den Sikh-Tempel die US-Amerikaner auf, in sich zu gehen und nach Wegen zur Verhinderung von Gewalt zu suchen. Derartige Attacken wiederholten sich viel zu häufig, sagte er. Auf die Frage nach strengeren Gesetzen sagte Obama, er wolle Vertreter der Strafverfolgungsbehörden, Gemeinde- und religiöse Führer sowie Politiker auf allen Ebenen zusammenbringen, "um zu sehen, wie wir weitere Fortschritte machen können". Einen konkreten Zeitpunkt dafür nannte er nicht.

Umfragen zeigen wenige Monate vor der Präsidentenwahl auch nach den jüngsten Amokläufen eine breite Unterstützung für liberale Waffengesetze in den USA.

Moschee bei Brandanschlag zerstört

Nur einen Tag nach dem Angriff auf den Sikh-Tempel wurde im Mittleren Westen der USA eine Moschee bei einem mutmaßlichen Brandanschlag zerstört. Das muslimische Gotteshaus in Joplin im Bundesstaat Missouri sei vollständig ausgebrannt, sagte eine Sprecherin des Sheriff-Büros. Bereits am 4. Juli, dem US-Unabhängigkeitstag, hatte ein Unbekannter einen Brandsatz auf die Moschee geworfen. Damals war nur geringer Schaden entstanden.

Gemeindemitglieder gingen von einem rassistisch oder anti-islamisch motivierten Brandanschlag aus. Seit ihrer Gründung 2007 sei die Moschee ständig Ziel von Angriffen gewesen, sagte ein Gemeindevertreter.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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