"Regenschirm-Mord" Sofia ermittelt weiter
11.09.2008, 16:04 UhrNach neuen Enthüllungen im "Regenschirm-Mord" an dem bulgarischen Dissidenten Georgi Markow gehen die Ermittlungen auch nach Ablauf einer 30-jährigen Verjährungsfrist weiter. Die Suche nach dem Mörder Markows könne um bis zu 22 Jahre und sechs Monate verlängert werden, teilte die zuständige Ermittlungsbehörde in Sofia mit. Der Regime-Kritiker und Schriftsteller Markow war am 11. September 1978 in London gestorben. Scotland Yard ermittelt bis heute in dem Fall. Hinter dem Mord wird das damalige kommunistische Regime in Bulgarien vermutet.
Markow, der als Mitarbeiter des bulgarischen Dienstes der britischen BBC jahrelang das kommunistische Regime in Sofia kritisiert hatte, war an einer Bushaltestelle in London von einem Unbekannten mit einem Regenschirm ins Bein gestochen worden. Wenige Tage danach starb er in einer Londoner Klinik. Als Todesursache wurde eine Vergiftung mit dem starken pflanzlichen Gift Rizin festgestellt. Ein renommierter Journalist enthüllte in dieser Woche in Sofia Akten der bulgarischen Staatssicherheit, wonach ein Däne italienischer Herkunft Markow mit einer Giftspritze getötet habe. Der Verdächtigte, Francesco Gullino ("Piccadilly"), habe danach für den Anschlag vom kommunistischen Bulgarien eine großzügige Belohnung erhalten.
Die Suche nach dem Mörder Markows solle in Bulgarien fortgesetzt werden, da zu einem ähnlichen Anschlag mit einem Regenschirm auf einen anderen bulgarischen Dissidenten ermittelt werde, hieß es nun in Sofia. Dabei handelt es sich um den Journalisten Wladimir Kostow, der vor 30 Jahren an einem Metro-Ausgang in Paris mit einem Regenschirmspitze verletzt wurde, allerdings an den Folgen nicht starb. Auch aus seinem Körper wurde eine Schrotkugel entfernt. Die Ermittlungen wurden in Frankreich eingestellt, da Experten die Kugel zu klein für eine Giftdosis hielten.
Quelle: ntv.de