Politik

Hintergründe der Grenzattacke unklar Spannungen auf Sinai nehmen zu

Mit einem Panzerfahrzeug griffen die Attentäter Israel an, wo sie von der Luftwaffe gestoppt wurden.

Mit einem Panzerfahrzeug griffen die Attentäter Israel an, wo sie von der Luftwaffe gestoppt wurden.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Angriff auf einen ägyptischen Grenzposten auf dem Sinai sowie auf das israelische Staatsgebiet geht die Suche nach den Hintergründen weiter. Die islamistische Hamas und die ägyptischen Muslimbrüder machen Israel selbst verantwortlich, was Jerusalem scharf zurückweist. Die Grenzen zum Gazastreifen bleiben geschlossen.

Nach dem mit mindestens 22 Toten haben die ägyptischen Moslembrüder und die radikalislamische Hamas Israel als Drahtzieher beschuldigt. "Der Ort des Verbrechens und die Umstände weisen auf eine Beteiligung der Besatzungsmacht (Israel) hin", wurde der Ministerpräsident der im Gazastreifen herrschenden Hamas, Ismail Hanija, vom Hamas-Fernsehsender Al-Aksa zitiert.

Die Regierung in Jerusalem wies die Behauptung zurück. "Das ist nicht einmal ein Vorwurf. Da hat jemand auf Autopilot geschaltet und bellt seine üblichen Flüche über Israel heraus", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Jigal Palmor.

Den Grenzübergang zum Gazastreifen in Rafah hat Ägypten geschlossen.

Den Grenzübergang zum Gazastreifen in Rafah hat Ägypten geschlossen.

(Foto: REUTERS)

Nach Darstellung der Muslimbruderschaft steckt hinter dem Angriff der israelische Geheimdienst Mossad. Es handele sich um den Versuch, die Arbeit von Präsident Mohammed Mursi, der bis zu seiner Wahl der Bruderschaft angehörte, zu hintertreiben, hieß es. Es sei zwingend erforderlich, die Vereinbarungen zwischen Ägypten und Israel zu überprüfen. Damit ist der Friedensvertrag zwischen beiden Staaten gemeint, der eine Entmilitarisierung des Sinai vorschreibt. Die Regierung in Jerusalem fürchtet einen Bruch des Friedensvertrages, dessen Einhaltung Mursi allerdings zugesichert hat. Dessen Wahl beobachtet Israel mit großer Skepsis.

Offiziell halten Ägypten und Israel militante Islamisten von der Sinai-Halbinsel und aus dem Gazastreifen für die Täter. In einer von der ägyptischen Nachrichtenagentur Mena verbreiteten Erklärung kündigte der Oberste Militärrat an, die Armee werde "Rache" an den Attentätern nehmen.

Israel übergibt Leichen

Am Sonntag hatten 35 bewaffnete Männer das Feuer auf den ägyptischen Grenzposten eröffnet und zwei Panzerfahrzeuge in ihre Gewalt gebracht. Als sie mit einem davon auf israelisches Gebiet vordrangen, wurde es von einem israelischen Militärhubschrauber zerstört. Dabei wurden fünf der Attentäter getötet. Ein weiterer Angreifer wurde laut israelischen Medienberichten tot auf einem Pritschenwagen gefunden, der beim Versuch der Grenzüberquerung explodierte.

Israel übergab inzwischen Ägypten die Leichen der sechs Angreifer. Nach Angaben der israelischen Armee wurde außerdem der Grenzübergang Kerem Schalom (Arabisch: Karm Abu Salem) auf der Sinai-Halbinsel wieder geöffnet, über den die Angreifer anschließend nach Israel eingedrungen waren. Das ägyptische Militär zerstörte unterdessen weitere der Schmugglertunnel unter der Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen. Sie vermuten, dass die Terroristen durch einen der Tunnel gekommen waren. Der einzige ägyptische Grenzübergang zum Gazastreifen in Rafah wurde bis auf weiteres geschlossen.

Die USA boten Ägypten Hilfe bei der Sicherung der Region an. Die Sicherheitslage auf der Halbinsel sei seit geraumer Zeit "Grund zur Sorge" und Thema von Gesprächen zwischen beiden Regierungen, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums. Die USA seien bereit, der ägyptischen Regierung bei der angestrebten Wiederherstellung der Sicherheit in der Region zu helfen. Den Angriff verurteilte der Sprecher "auf das Schärfste".

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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