Politik

Vorbereitung von langer Hand Spur in den Jemen erhärtet sich

Nach dem vereitelten Flugzeug-Attentat von Detroit mehren sich Hinweise auf ein von langer Hand im Jemen vorbereitetes Terrorkomplott unter Beteiligung ehemaliger Guantánamo-Häftlinge. Zwei von insgesamt vermutlich vier Drahtziehern des Anschlages sollen Ex-Insassen des Gefangenenlagers auf Kuba sein.

Eine Grafik auf einer militanten Website.

Eine Grafik auf einer militanten Website.

(Foto: AP)

Die aus Saudi-Arabien stammenden Häftlinge Nummer 333, Muhamad Attik al-Harbi, und Nummer 372, Said Ali Shari, seien Anfang November 2007 an ihr Heimatland überstellt worden, berichtete der Fernsehsender ABC unter Berufung auf amerikanische Regierungsbeamte und Dokumente des US-Verteidigungsministeriums.

Beide hätten später Führungsrollen im Terrornetz Al-Kaida im Jemen übernommen. In einem im Januar 2009 veröffentlichten Propagandavideo der Organisation seien sie mit dem mutmaßlichen Ex-Privatsekretär von Osama bin Laden, Abu Basir Naser al-Wahishi, erschienen.

In Saudi Arabien hätten sie dann zunächst an einer "Kunsttherapie zur Rehabilitierung" teilgenommen, bevor sie auf freien Fuß gesetzt worden seien, meldete der Fernsehsender weiter. Nach einem Bericht der Zeitung "Wall Street Journal" untersuchen US-Ermittler, ob frühere Guantánamo-Insassen aus dem Jemen und Saudi-Arabien an den Planungen für den Detroit-Anschlag beteiligt waren.

Al-Kaida kündigt weitere Anschläge an

In dem Bekennerschreiben des Terrornetzes zu den Anschlagsplänen von Detroit kündigte die Organisation von Osama bin Laden weitere Anschläge an. "Ihr werdet bekommen, was ihr fürchtet", heißt es in der Internet-Botschaft, die amerikanische Anti-Terror-Ermittler nach US-Medienberichten für glaubwürdig halten.

Umar Farouk Abdulmutallab im Jahre 2001 auf einem Foto, das sein Lehrer Mike Rimmer machte.

Umar Farouk Abdulmutallab im Jahre 2001 auf einem Foto, das sein Lehrer Mike Rimmer machte.

(Foto: AP)

Der Botschaft des im Jemen ansässigen Regionalzweiges der Organisation "Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel" war ein Foto des aus Nigeria stammenden verhinderten Attentäters Umar Farouk Abdulmutallab beigefügt. Der 23-Jährige soll am 8. Januar im US-Staat Michigan vor Gericht erscheinen. Der Attentäter hatte am ersten Weihnachtstag Sprengstoff an Bord eines mit fast 300 Menschen besetzten Airbus der US-Gesellschaft Delta geschmuggelt und vor der Landung in Detroit zünden wollen. Eine Katastrophe wurde vor allem durch das Eingreifen von Passagieren verhindert, aber auch, weil der Zünder versagte. Bei dem Sprengstoff soll es sich um 80 Gramm des hochexplosiven PETN handeln, das laut US-Medien in der Unterwäsche des Nigerianers eingenäht gewesen sein soll.

US-Außenamt wiegelt ab

Schon Wochen vor dem Anschlagsversuch hatte der Vater des Attentäters vor diesem gewarnt - doch vergeblich. Nun wiegelt die US-Regierung ab: Dem Nigerianer konnte nach Angaben der US-Regierung trotz der Warnungen seines Vaters das Visum nicht entzogen werden. Dazu seien die Informationen, die das US-Außenministerium und das US-Zentrum für Terrorbekämpfung (NCTC) aus Nigeria erhalten hatten, "unzureichend" gewesen, sagte Außenamtssprecher Ian Kelly. Demnach informierte der Vater des 23-jährigen Umar Faruk Abdulmutallab am 19. November die US-Botschaft in Abuja über die extremen religiösen Ansichten seines Sohnes. Einen Tag später habe die Botschaft dies an das Ministerium und das NCTC weitergegeben. Laut Kelly lag die Entscheidung über einen Entzug des Visums beim NCTC, das für Terrorverdächtige zuständig sei.

Nach Angaben der jemenitischen Botschaft in Washington hielt sich Abdulmutallab von Anfang August bis Anfang Dezember im Jemen auf. Ihm sei ein Visum für einen Arabisch-Sprachkurs ausgestellt worden. "In seinem Pass waren ein gültiges US-Visum und andere ausländisch Visa. Es gab nichts Verdächtiges an seiner Absicht, den Jemen besuchen zu wollen", hieß es in einer Erklärung.

"Freundlich" und "fähig"

Abdulmutallab (links vorne) bei einer Anti-Kriegs-Demo in London.

Abdulmutallab (links vorne) bei einer Anti-Kriegs-Demo in London.

(Foto: AP)

Die britische Universität, an der der 23-Jährige zwischen 2005 und 2008 Maschinenbau studiert hatte, bezeichnete den jungen Mann als "wohlerzogen", "freundlich" und "fähig". Abdulmutallab sei während seines Studiums Vorsitzender der islamischen Gemeinschaft der Universität gewesen, teilte das University College in London weiter mit. Er habe seinen Dozenten jedoch nie Anlass zur Sorge gegeben.

Im Mai verhängten die britischen Behörden allerdings ein Einreiseverbot gegen ihn, nachdem ihm ein Studenten-Visum verweigert worden war, wie Innenminister Alan Johnson erklärte. Seitdem stand Abdulmutallab auch auf einer britischen Beobachterliste.

Obama will Terroristen zurückschlagen

Obama will entschlossen gegen die Terroristen vorgehen.

Obama will entschlossen gegen die Terroristen vorgehen.

(Foto: AP)

In seinen ersten öffentlichen Äußerungen seit dem versuchten Anschlag drohte Obama internationalen Terrorgruppen. Seine Regierung werde nicht ruhen, bis alle an den Plänen Beteiligten zur Verantwortung gezogen seien, sagte er in seinem Urlaubsort auf Hawaii. Die USA würden "jedes Element unserer Macht als Nation" nutzen, um Extremisten zurückzuschlagen, die die USA bedrohen - "ob sie aus Afghanistan oder Pakistan, dem Jemen oder Somalia sind, oder von wo auch immer sie Attacken auf US-Boden planen".

Schärfere Kontrollen auf Flughäfen

Derweil wurden die Sicherheitsmaßnahmen an deutschen Flughäfen nochmals verschärft. Die Passagier- und Handgepäckkontrollen seien "zielgerichtet" erhöht worden, erklärte das Bundesinnenministerium. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) bat die Fluggäste um Verständnis für die intensiveren Kontrollen und riet ihnen, möglichst wenig Handgepäck mitzunehmen. Zugleich betonte er, es gebe keinen Anlass für unnötige Panik. Die Behörden in Kanada legten fest, dass bei Flügen in die USA bis auf weiteres kein größeres Handgepäck mehr mitgenommen werden darf.

Nach Ansicht von Experten wäre der Detroit-Attentäter mit einem Körperscanner wohl erwischt worden. Jedoch böten auch die neuartigen Ganzkörperscanner keine hundertprozentige Sicherheitsgarantie, erklärte der Betriebsdirektor des Amsterdamer Airports Schiphol, Ad Rutten, nach Angaben der Zeitung "de Volkskrant".

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

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