Politik

Äußerung zur Kanzlerkandidatur Steinbrück hat sieben Tage Arbeit

Steinbrück könnte die SPD für Mitte-Wähler attraktiv machen.

Steinbrück könnte die SPD für Mitte-Wähler attraktiv machen.

(Foto: dapd)

Ex-Finanzminister Steinbrück äußert sich zu einer möglichen Kanzlerkandidatur. Die Wogen schlagen hoch, SPD-Generalsekretärin Nahles rügt die Selbstausrufung. Dann wird klar: Die Äußerung war aus dem Zusammenhang gerissen worden.

Mit Äußerungen zu einer Kanzlerkandidatur bei der Bundestagswahl 2013 hat der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück vor allem linke SPD-Politiker aufgeschreckt. "Der Zeitpunkt wird kommen, wo ich mich in Absprache mit zwei oder drei Führungspersönlichkeiten der SPD darüber zusammensetze", sagte der 64-Jährige dem Hessischen Rundfunk.

Diese Sätze reichten, um die Linken in der SPD in helle Aufregung zu versetzen. Der schleswig-holsteinische SPD-Landesvorsitzende Ralf Stegner sagte der "Bild am Sonntag", Parteichef Sigmar Gabriel, Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft seien geeignete Kanzlerkandidaten. "Es ist jetzt überhaupt nicht die Zeit, sich selbst ins Gespräch zu bringen."

Kanzlerin Merkel und ihr ehemaliger Finanzminister. Könnte er sie aus dem Kanzleramt schicken?

Kanzlerin Merkel und ihr ehemaliger Finanzminister. Könnte er sie aus dem Kanzleramt schicken?

(Foto: dapd)

"Debatten um Kanzlerkandidaten bewegen nur die Zeitungen, aber sie bewegen die Menschen nicht", twitterte der Sprecher der SPD-Linken, Björn Böhning.

Generalsekretärin Andrea Nahles, der eher ein angespanntes Verhältnis zu Steinbrück nachgesagt wird, rügte ihren Parteikollegen. "Selbstausrufungen sind in einer modernen demokratischen Partei wie der SPD aus der Mode gekommen", sagte Nahles dem "Tagesspiegel".

Steinmeier steht zu Steinbrück

Fraktionschef Steinmeier nahm Steinbrück gegen die Kritik in Schutz. Steinbrück habe gesagt, "irgendwann Ende 2012, Anfang 2013 werden wir uns zusammensetzen und einen Vorschlag machen". Und er habe darauf hingewiesen, dass es der Kandidat "mit jeder Faser seines Körpers wollen" müsse. "Und in beidem hat er Recht", sagte Steinmeier. "Wer Kanzlerkandidat werden will, muss vor allem Politik können", sagte der Fraktionschef. "Gute Persönlichkeitswerte sind kein Schaden, aber nicht die entscheidende Voraussetzung", fügte der laut Umfragen beliebteste SPD-Politiker Deutschlands hinzu.

Erst später verbreitete die Deutsche Presse-Agentur weitere Zitate aus der Talk-Show mit Steinbrück - die in der Kurzfassung, die der Hessische Rundfunk am Samstagmorgen verbreitet hatte, fehlten die folgenden Sätze: "Aber dieser Zeitpunkt ist heute nicht gekommen, und ich würde mit jeder öffentlichen Einlassung eine solche zunächst intern zu führende Debatte mehr irritieren und belasten."

Weiter sagte Steinbrück: "Die jetzige Zurückhaltung von mir hat sehr klare interne Gründe. Ich halte den Zeitpunkt für falsch und wiederhole mich damit. Wenn Sie sich entscheiden, für so etwas zu kandidieren, dann allerdings mit vollständiger Kraft und mehr 100 Prozent. Wenn, dann wollen Sie gewinnen, und zwar mit jeder Faser Ihres Körpers."

"Jede Bemerkung wird interpretiert"

Die SPD müsse jetzt vor allem deutlich machen, welche Antworten sie auf die großen Fragen der Zeit anzubieten habe. Der Zeitpunkt für eine Kandidatendebatte sei hingegen "jetzt nicht gegeben", bekräftigte der 64-Jährige: "Jede Bemerkung von mir wird interpretiert, und anschließend habe ich wieder sieben Tage Aufräumarbeit."

Der SPD-Politiker hatte sich nach der Bundestagswahl 2009 aus den Parteigremien zurückgezogen. Auf der politischen Bühne meldete er sich im März mit einer Rede im Bundestag zur Euro-Krise zurück. Sein Auftritt, für den ihm die SPD ihre gesamte Redezeit in der Debatte überließ, wurde viel beachtet. Seither wird verstärkt über seine mögliche Kanzlerkandidatur spekuliert.

Im Oktober 2010 hatte Steinbrück im Interview mit n-tv.de gesagt, er könne sich vorstellen, seiner Partei zu Themen der Wirtschafts- und Finanzpolitik zeitlich begrenzt zur Verfügung zu stehen. "Aber so, dass das dann auch nach einer gewissen Zeit abgeschlossen wäre."

Quelle: ntv.de, hvo/dpa/rts

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