"Misstrauen so nicht vorgestellt" Steinbrück überrascht
07.10.2012, 23:23 Uhr
Will seine Nebeneinkünfte bald "bis auf den letzten Cent veröffentlichen": Peer Steinbrück.
(Foto: dpa)
Peer Steinbrück wehrt sich erneut gegen Kritik an seinen Nebeneinkünften. In einer TV-Sendung nutzt der designierte SPD-Kanzlerkanidat eine Stunde lang die öffentliche Bühne zur Rechtfertigung. Er verspricht, bald seine Honorare offenzulegen - momentan wolle er aber nichts Falsches in die Welt setzen.
Die heftige Debatte über seine Vortragshonorare von mindestens 560.000 Euro hat den künftigen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück nach eigenen Worten überrascht. "Ich habe mich nach Gesetz und Recht verhalten und habe es nicht für möglich gehalten, dass darüber Misstrauen entstehen kann", sagte Steinbrück in der ARD bei "Günther Jauch".
Jetzt lerne er, dass Misstrauen vorhanden sei. Deshalb habe er einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer gebeten, alle Daten zusammenzustellen: "Ich lege gerne alle Daten offen. Ich werde auch gerne angeben, welches Durchschnittshonorar ich über ein Jahr bekommen habe", bekräftigte er.
Bezüglich der Gesamtsumme seiner Honorare gebe es "wahnsinnige Spekulationen", erklärte Steinbrück. "Ehe ich jetzt etwas Falsches in die Welt setze, bitte ich abzuwarten, was dieser unabhängige Wirtschaftsprüfer darstellt. Er wird es veröffentlichen."
Steinbrück: Weg von der Ich-Gesellschaft
Den Vorwurf einer Nähe zur Bankenlobby nannte Steinbrück wiederholt "absurd und dämlich". An die Adresse der Medien sagte er: "Viele Journalisten wissen, wie ich öffentlich geredet und Artikel geschrieben und dass ich ein Papier zur Regulierung der Banken vorgelegt habe, das mich garantiert nicht in die Nähe der Interessenlage von Banken bringt. Das ist ein hergeholter Vorwurf."
Als Kanzler wolle er wieder das Gemeinwohl mehr in den Mittelpunkt rücken und wegkommen von der "Ich-Gesellschaft". Er habe einst in der großen Koalition gut mit Angela Merkel zusammengearbeitet, aber heute sei Merkel zu sehr im Ungefähren. Über eine Neuauflage der großen Koalition wolle er derzeit gar nicht nachdenken. Eine Koalition mit den Linken schloss er erneut aus. Eine Ampel mit der FDP sei davon abhängig, wie die Liberalen sich entwickeln würden. Solange die FDP weiter so marktradikal auftrete, gebe es wenige Schnittmengen.
Peer Steinbrück entschuldigte sich zudem bei seiner Parteikollegin Andrea Nahles für eine despektierliche Aussage. "Der Nahles-Satz tut mir leid und ich entschuldige mich dafür", so Steinbrück. Das habe er der SPD-Generalsekretärin auch mitgeteilt. Steinbrück hatte in einem Interview gesagt, ohne Nahles wäre sein Leben genauso reich wie heute. "Ich war da etwas begriffsstutzig und habe etwas zum Ausdruck gebracht, das ich nicht meinte", sagte Steinbrück.
In puncto Familie ist Merkel Vorbild
Seine Familie sei von seiner Kandidatur "nicht sehr begeistert" über seine neue Rolle, räumte Steinbrück weiter ein. "Weil sie sich natürlich die Frage stellen: Welche Auswirkungen hat das nicht nur auf mein Leben, was schon für sie wichtig wäre, sondern auch auf ihr Leben?", so Steinbrück.
Auf die Frage, ob man seine Familie auf Wahlkampfbühnen erleben werde, sagte Steinbrück: "Eben nicht. Und ich freue mich auch, dass wir nicht die Verhältnisse haben wie in den USA, wo plötzlich die Ehefrau eine flammende Rede auf ihren Mann halten muss." Auch glaube er, dass es nicht sehr glaubwürdig wäre, "wenn ich mich plötzlich nur zu Hunden und Kleinkindern runterbeuge".
Steinbrück fügte hinzu: "Ich möchte gern die Privatheit meiner Familie weiter schützen und ich möchte auch, dass das respektiert wird." In diesem Punkt wolle er sich Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Vorbild nehmen: "So wie Frau Merkel das macht mit ihrer Privatsphäre, würde ich das gerne kopieren."
Quelle: ntv.de, dpa