Politik

Letzte Chance Spähskandal Steinbrück wird einfach ignoriert

Peer Steinbrück beim "Zukunftskonvent".

Peer Steinbrück beim "Zukunftskonvent".

(Foto: dpa)

Es muss für die SPD ein Wunder her, damit aus dem Kandidaten Steinbrück der Kanzler wird. Die Zahlen sind einfach zu schlecht. Sogar den Grünen scheint der Spitzenmann längst lästig, Merkel ignoriert ihn sowieso. Da bleibt nur eins: dass die Amtsinhaberin ins Schleudern kommt.

Peer Steinbrück strampelt und strampelt – und Angela Merkel ignoriert ihn. So lässt sich der Stand der Dinge im Wahlkampf kurz zusammenfassen. Aktueller Schauplatz ist Nordrhein-Westfalen. Das bevölkerungsreichste Bundesland ist entscheidend für den Ausgang der Wahl im September. Und nachdem die dortige Hegemonie der SPD vor Jahren schon durch Jürgen Rüttgers gebrochen wurde, wird um die ehemalige Kohleregion und seine Menschen besonders gerungen.

Steinbrück und Merkel machten nun beide Station an der Ruhr. Die Kanzlerin sprach beim Parteitag der NRW-CDU in Bad Salzuflen, einem kleinen Städtchen, das stolz ist auf sein Quellwasser. Steinbrück redete auf dem "Zukunftskonvent" seiner Partei in Bochum. Die klamme Stadt kennt er gut, hatte er doch dort schon immense Rede-Gagen abgeräumt, die viele bis heute für vollkommen überzogen halten.

Mobil an der Haustür

Diesmal bekam er kein Geld. Dafür fuhr er die Attacken gegen seine Rivalin. Statt gelungener Reformen bei Pflege, Rente, Bundeswehr oder Energie gebe es lediglich "leere Schachteln", ruft Steinbrück, dem alle Umfragen ein Glaubwürdigkeitsproblem attestieren. Brav applaudieren die rund 400 anwesenden Sozialdemokraten. Und freuen sich besonders, als Steinbrück einer Großen Koalition eine Abfuhr erteilt: "Wir gewinnen dieses Ding, wenn wir mobilisieren", so Steinbrück.

Merkel setzt auf Ruhe - das ist bekannt und erfolgreich.

Merkel setzt auf Ruhe - das ist bekannt und erfolgreich.

(Foto: dpa)

Der Kandidat stellt sich das als eine Art "Tür-zu-Tür-Wahlkampf" vor, der engagiert geführt werden müsse. Die Botschaft darin: Sozial gerecht kann auch sein, was wirtschaftlich sinnvoll ist. Er verweist dabei auf den Mindestlohn, bessere Bildung, eine gesetzliche Frauenquote  und die höheren Steuern für Spitzenverdiener. Steinbrück habe damit längst gezeigt, wer der bessere Kanzler sei, springt NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft dem Kandidaten bei. So mancher denkt da schon hinter vorgehaltener Hand, dass es wohl beim nächsten Mal nur Kraft sein kann, die Merkel aus dem Amt haut.

Die Kanzlerin macht es derweil wie gewohnt. Sie spricht gar nicht erst über Steinbrück. 50 Minuten lang redet sie in Bad Salzuflen – über ein Kohlekraftwerk in Datteln, die schlechte Arbeit der NRW-Regierung und dass Steuererhöhungen falsch seien. Nur der Genosse Rivale kommt nicht vor.

Bislang hat sich dieses Prinzip auch bewährt. Steinbrück und die SPD rumpeln eher durch den Wahlkampf, zoffen sich immer wieder untereinander. Da braucht Merkel nicht viel zu machen. Die Sozialdemokraten liegen bei kurz über 20 Prozent – sie bräuchten Sieben-Meilen-Stiefel, um die Union mit kurz über 40 Prozent noch zu erwischen.

Auch bei den Grünen macht das ratlos. Auf ihrem kleinen Parteitag in Berlin windet man sich ebenfalls um den Namen Steinbrück. Unterstützung? Fehlanzeige. Erst drei Stunden nach Beginn schallt er erstmals durch die Delegiertenreihen – bei einer Kritik am SPD-Kurs in Sachen Vorratsdatenspeicherung, vorgetragen von Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck. Der Name Merkel ist in den 180 Minuten hingegen schon zigmal gefallen.

Die Grünen wissen: Ohne das richtige Thema wird es nichts mit Rot-Grün in Berlin. Hinter vorgehaltener Hand räumen viele Grüne auch längst ein, dass sie nicht mehr an einen Sieg glauben. So grotesk es klingt: Viele hoffen darauf, dass sich der US-Ausspähskandal deutlich vergrößert. Und vor allem: dass die Bundesregierung von dem ganzen Ausmaß schon lange wusste. Dann könnte die Stimmung nochmal kippen.

Quelle: ntv.de

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