Politik

Kandidat auf Deutschlandtour Steinmeiers Sommermärchen

Begleitet von großem Rummel um seinen "Deutschland-Plan" hat der SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier seine Wahlkampfreise durch das Land begonnen. Es ist sein groß angelegter Versuch, vor den Bundestagswahlen am 27. September den nicht für möglich gehaltenen Stimmungsumschwung zu seinen Gunsten herbeizuführen.

Kein Präsident, kein Regierungschef, kein Außenminister. Nicht einmal ein Oppositionsführer, der auf Frank-Walter Steinmeier wartet. Sondern nur ein junger Mann namens Uli Paetzel, Bürgermeister von Herten. Die 65.000-Einwohner-Stadt im Ruhrgebiet war die erste Station der "Deutschland-Reise", die den SPD-Kanzlerkandidaten für den Rest des Monats durchs Land führen wird. Mit den Touren als Außenminister ist es fürs erste vorbei. Jetzt ist Wahlkampf.

Mit unerschütterlichem Optimismus und seinem "Deutschland-Plan" auf Tour: Frank-Walter Steinmeier.

Mit unerschütterlichem Optimismus und seinem "Deutschland-Plan" auf Tour: Frank-Walter Steinmeier.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Und für Steinmeier ist es nun auch an der Zeit, dass es endlich losgeht. Nicht einmal mehr acht Wochen sind es noch bis zur Wahl am 27. September, und in den Umfragen liegt er mit fast uneinholbarem Abstand zurück. Die "Deutschland-Reise" soll helfen, dass sich das ändert: Mehr als 60 Termine stehen bis Ende August im Kalender, 14 von 16 Bundesländern. Nur nach Hamburg und Bremen geht es nicht.

Erster Halt an symbolischem Ort

Über die erste Station haben sich die Wahlkampf-Planer in der SPD- Zentrale in den vergangenen Monaten naturgemäß besonders viel Gedanken gemacht. Und sich dann mit einigem Grund für Herten entschieden. Die Stadt an der A2 - alle Zechen längst geschlossen, tausende Stellen weg, zwölf Prozent Arbeitslosigkeit - ist ein ziemlich gutes Beispiel dafür, was sich Steinmeier mit seinem "Deutschland-Plan" unter Strukturwandel vorstellt.

Auf dem Gelände der alten Zeche Ewald, still gelegt seit April 2000, entsteht gerade ein "Wasserstoffkompetenzzentrum". Zwischen Halden, Strommasten und alten Fördertürmen werden hier Busse, Autos und Fahrräder entwickelt, die mit Wasserstoff angetrieben werden. Im Oktober soll für "H2-Herten" Eröffnung sein. Neben dem Rohbau sind schon einige Logistik-Zentren in Betrieb. Und bald sollen in die alten Backsteinbauten auch noch ein Hotel, ein Restaurant und ein "Revue-Palast" einziehen.

Für Steinmeier, der bis 2020 aus "grünen" Technologien, Gesundheitsbranche, Kreativwirtschaft und Dienstleistung bis zu vier Millionen neue Arbeitsplätze holen will, ist das fast schon die perfekte Kulisse. Allein ein Kranken- und Pflegeheim fehlt vielleicht noch auf dem Gelände. "Das ist ein Vorbild, was wir hier sehen", lobt der Kandidat vor den zwei Dutzend Kameras, die zum Auftakt der "Deutschland-Reise" dabei sind. "Andere sollen das nachmachen." Es sind schöne Bilder, wie Steinmeier nach 132 Treppenstufen da oben auf der Aussichtsplattform steht.

Ein Mann, ein Plan

So stellt sich der Kandidat die Industrie der zukunft vor: Steinmeier neben einem von einer Brennstoffzelle angetriebenen Fahrrad.

So stellt sich der Kandidat die Industrie der zukunft vor: Steinmeier neben einem von einer Brennstoffzelle angetriebenen Fahrrad.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Davon, dass er wider besseres Wissen mitten in der Krise ein "Jobwunder" in Aussicht stelle, will er nichts wissen. Beim nächsten Termin, einem Richtfest im Sauerland, eine Autostunde weiter, sagt er: "Ich lasse mich nicht dafür kritisieren, dass wir die Arbeitsplätze von morgen zum Thema machen." Natürlich könne die Politik selbst keine vier Millionen Arbeitsplätze schaffen. "Aber sie kann die Rahmenbedingungen verbessern." Und bei all dem Krisengerede dürfe man sich auch nicht entmutigen lassen, sondern müsse an den Konzepten für morgen arbeiten.

Das ist die Botschaft, mit der Steinmeier nun in den nächsten Wochen unterwegs sein will. Er will der Mann mit Plan sein - im Unterschied zur Union, die nach sozialdemokratischer Lesart nur auf Bundeskanzlerin Angela Merkel als Person setzt.

An diesem Mittwoch allerdings unterbricht der Kandidat die Sommerreise zunächst einmal schon wieder. Weil Merkel noch in Urlaub ist, darf er als Vizekanzler die wöchentliche Sitzung des Bundeskabinetts leiten. Wenn das nicht schon wieder schöne Bilder sind.

Quelle: ntv.de, Christoph Sator, dpa

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