Probleme schon zu Pfingsten möglich Stromnetz leidet unter Stress
02.06.2011, 13:38 UhrDas deutsche Stromnetz wird immer menschlicher: Es ist schwach, es könnte zerbrechen und es leidet unter Stress. Das jedenfalls behauptet die Bundesnetzagentur. Demnach könnte es bereits zu Pfingsten eng werden im Netz - nicht weil zu viel, sondern weil zu wenig Strom verbraucht wird. Die Netze stehen dann nämlich unter Stress.

Matthias Kurth orakelt hin und wieder über die Zukunft des deutschen Stromnetzes.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wegen des Atomausstiegs hält die Bundesnetzagentur bereits zu Pfingsten Probleme beim Stromtransport für möglich – angeblich wegen Unterbelastung. Das teilte der Präsident der Behörde, Matthias Kurth, der "Rheinischen Post" mit. "Es kann an Pfingsten eng werden im Netz, weil die Last sehr schwach ist", erläuterte er. Die Industrieproduktion ruhe, so dass die Nachfrage gering sei – gleichzeitig fließe aber Strom aus Wind- und Sonnenanlagen an weit entfernten Standorten ins Netz. "Die Netze sind dann unter Stress, das kann zu Schwierigkeiten führen."
Anders ist die Situation im Winter, wenn der Stromverbrauch hoch und die Zufuhr etwa von Sonnenstrom gering ist. "Als ultima ratio können auch stromintensive Industrieanlagen stillgelegt werden, um die Netzstabilität zu gewährleisten", sagte Kurth.
Wegen des Atommoratoriums sind derzeit 8 der 17 deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet und sollen nach dem Konzept der Regierung mit einer Ausnahme auch nicht wieder ans Netz gehen. Weitere ruhen derzeit wegen Wartungsarbeiten. Nach dem Willen der Bundesregierung soll eines der acht AKW in Reserve gehalten werden, damit es bei absehbaren Stromengpässen wieder angefahren werden kann.
Nichts Ausstieg sondern Zeitgewinn
Die Grünen bezweifeln unter anderem deshalb, dass es die schwarz-gelbe Regierung ernst meint mit dem Atomausstieg. "Die Atomgesetznovelle riecht nicht nach Ausstieg, sondern nach einem Zeitgewinn", sagte Parteichefin Claudia Roth dem "stern". Die letzten neun Meiler würden erst zwischen 2021 und 2022 abgeschaltet. "Merkel spekuliert auf die Vergesslichkeit der Menschen, Fukushima ist dann schon wieder so lange her, dass die Debatte dann wieder anfangen wird – nach der Devise: Ach, jetzt müssen wir doch noch mal verlängern, wir können nicht so einfach neun Meiler vom Netz nehmen."
Quelle: ntv.de, dpa