Politik

Nach dem Freitagsgebet in Bagdad Sunniten-Führer ermordet

Der Vorsitzende der größten sunnitischen Fraktion im irakischen Parlament ist vor einer Moschee ermordet worden.

Im Irak ist einer der führenden sunnitischen Politiker des Landes ermordet worden. Irakische Medien berichteten, ein 15 Jahre alter Junge habe den Vorsitzenden der größten Parlamentsfraktion der Sunniten, Harith al-Obeidi, und einen seiner Leibwächter erschossen, als die Männer nach dem Freitagsgebet zusammen die Al-Schawaf-Moschee im Westen von Bagdad verließen.

Der Politiker wurde vor einer Moschee erschossen.

Der Politiker wurde vor einer Moschee erschossen.

(Foto: AP)

Den Angaben zufolge warf der Attentäter anschließend eine Handgranate, um sich einen Fluchtweg durch die Menschenmenge zu bahnen. Drei weitere Menschen starben, zwölf wurden verletzt. Zu der weiteren Entwicklung gab es widersprüchliche Berichte. Zunächst hieß es, der jugendliche Angreifer sei schließlich von einem Wachmann erschossen worden. Später hieß es laut Medienberichten, ein Verdächtiger sei gefasst und in der Nähe der Moschee festgenommen worden.

"Das zeigt, dass die Sicherheitslage immer noch brüchig und gefährlich ist. Die Regierung muss für mehr Sicherheit sorgen", sagte ein Sprecher der Partei von Al-Obeidi. Er vermute Al-Kaida oder eine andere bewaffnete Gruppe als Drahtzieher.

Vorwürfe gegen Sicherheitskräfte

Der irakische Staatspräsident Dschalal Talabani sprach in einer ersten Reaktion von einem "schrecklichen Verbrechen" und rief die Sicherheitsbehörden auf, den Täter so schnell wie möglich aufzuspüren und festzunehmen. Adnan al-Dulaimi, der ehemalige Vorsitzende der Irakischen Konsensfront, nannte den Tod seines Partekollegen Al-Obeidi einen "riesigen Verlust".

Al-Obeidi war der Nachfolger des neuen Parlamentspräsidenten Al-Sammarai (im Bild).

Al-Obeidi war der Nachfolger des neuen Parlamentspräsidenten Al-Sammarai (im Bild).

(Foto: REUTERS)

Al-Obeidi war erst Anfang dieses Monats zum neuen Fraktionsvorsitzenden der Irakischen Konsensfront gewählt worden. Der Posten war neu besetzt worden, weil der bisherige Vorsitzende, Ijad al-Sammarai, zuvor zum Parlamentspräsidenten gewählt worden war.

Al-Obeidi, der stellvertretender Vorsitzender des parlamentarischen Ausschusses für Menschenrechte war, hatte wenige Stunden vor seinem Tod schwere Vorwürfe gegen Angehörige der staatlichen Sicherheitskräfte erhoben. Er prangerte die Folterpraktiken in den irakischen Haftanstalten an und forderte eine Befragung der Verantwortlichen durch das Parlament.

Aussöhnung gefährdet

Das Attentat könnte die Bemühungen um eine Aussöhnung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen im Irak gefährden. Im Januar stehen Parlamentswahlen an, die auch als Test dafür gelten, ob Sunniten, Schiiten und Kurden mittlerweile friedlich miteinander leben können.

Jahrelang kam es zwischen den Gruppen zu schweren tödlichen Auseinandersetzungen. Unter dem Strich gingen diese zwar zuletzt zurück. Am Donnerstag hatte Ministerpräsident Nuri al-Maliki aber davor gewarnt, die Gewalt könne im Vorfeld der Wahlen wieder zunehmen.

Die US-Truppen streben einen baldigen Abzug aus dem Golfstaat an und begründen dies damit, dass sich die Sicherheitslage deutlich verbessert habe. So sollen US-Kampftruppen sich bis Ende des Monats städtische Gebiete verlassen haben.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen