"Rest haben sich die Hunde geholt" Syrer holen Körperteile aus Müll
05.07.2012, 00:38 Uhr
Syrien leidet unter dem Konflikt - hier in Homs.
(Foto: REUTERS)
Sind die Aufnahmen echt? Sind die Angaben der gefilmten Personen glaubwürdig? In von syrischen Regierungsgegnern veröffentlichten Videos wird behauptet, staatliche Milizen hätten Gräueltaten begangen, etwa Kinder ermordet und zerstückelt. Die staatliche Nachrichtenagentur berichtet hingegen von Wiederaufbaumaßnahmen.
Syrische Regierungsgegner haben eine Reihe von Videoaufnahmen veröffentlicht, die Gräueltaten staatlicher Milizen nahe der Hauptstadt Damaskus belegen sollen. Die Aufnahmen aus der Stadt Duma zeigen verstümmelte Leichen und abgetrennte Körperteile - offenbar auch von Kindern. "Das sind Teile unserer Kinder, die wir aus dem Müll geholt haben", sagte ein Mann in einer der Filmaufnahmen, während er eine Mülltonne umstülpte und ihren Inhalt durchsuchte. "Wir haben diese Körperteile gefunden und suchen immer noch nach weiteren. Das sind verbrannte Körperteile von Menschen." Darunter seien auch männliche Geschlechtsorgane, die Mitglieder der berüchtigten Schabbia-Miliz ihren Opfern abgetrennt hätten.
Hilfe für Krankenhaus?
Die staatliche Nachrichtenagentur Sana zeichnete in einem Korrespondentenbericht aus Duma ein vollkommen anderes Bild aus dem Ort, der als Hochburg der Regierungsgegner gilt. So hätten die meisten Bewohner die Stadt rund 15 Kilometer nördlich von Damaskus verlassen, um vor "den Terroristen" zu fliehen. Die Behörden würden mit Hochdruck daran arbeiten, dass das Krankenhaus nach den Angriffen wieder wie gewohnt seine Notfalldienste ausüben könne. Von Gräueltaten oder Toten war in dem Sana-Bericht keine Rede. Die widersprüchlichen Angaben können nicht überprüft werden, da die Regierung eine freie Berichterstattung unterbindet.
In den Videoaufnahmen der Regierungsgegner waren verwesende Leichen in getrockneten Blutlachen zu sehen, auf deren Gesichtern Fliegen wimmelten. In einer anderen Szene war eine Frau mit ihren Kindern in einem Wohnzimmer zu sehen. Aus dem Hintergrund erläuterte eine Stimme, dass die Familie erstochen worden sei. Eine dritte Aufnahme zeigte Fetzen von verbranntem Fleisch, nach Angaben der Aktivisten handelte es sich um menschliche Genitalien. "Hier lagen gestern noch mehr", sagte ein Mann mit Plastikhandschuhen. "Doch die Hunde habe es sich geholt."
Gefechte in mehreren Provinzen
Seit Beginn des Aufstands gegen Präsident Baschar al-Assad vor mehr als 16 Monaten sind nach UN-Schätzungen mehr als 10.000 Zivilisten getötet worden. Westliche Regierungen gehen sogar von über 15.000 Toten aus. Die syrische Führung spricht dagegen von einem Kampf gegen Terroristen, dem Tausende Polizisten und Soldaten zum Opfer gefallen seien. Ein Ende der Kämpfe ist wegen der unterschiedlichen Positionen der Veto-Mächte im UN-Sicherheitsrat und auch wegen der Zersplitterung der Oppositionskräfte in Syrien nicht in Sicht.
Nach Angaben der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachterstelle für Menschenrechte kam es auch in der Stadt Dscharamana zu Kämpfen. Dort unterhält einer der berüchtigsten Polizeigeheimdienste des Landes eine wichtige Basis. Auch aus der südlichen Provinz Deraa und dem nördlichen Idlib wurden erneut Gefechte und Tote gemeldet.
Quelle: ntv.de, rts