Politik

Weiter Proteste gegen Präsident Assad Syrer lassen sich nicht beruhigen

Der Versuch des syrischen Präsidenten Assad, sein aufgebrachtes Volk mit einer Regierungsumbildung und der Entlassung von inhaftierten Oppositionellen zu besänftigen, ist offenbar fehlgeschlagen. Tausende demonstrieren in Damaskus gegen das Regime. Auch in Jordanien und Jemen protestieren die Menschen.

Kurdische Demonstranten in Damaskus.

Kurdische Demonstranten in Damaskus.

Einen Monat nach Beginn der Proteste gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad haben sich in Syrien erneut tausende Menschen an Demonstrationen beteiligt. Insbesondere im von Kurden dominierten Nordosten des Landes und in der südsyrischen Stadt Daraa seien zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen, teilten Menschenrechtsaktivisten mit. Die Sicherheitskräfte schritten den Angaben zufolge zunächst nur vereinzelt ein.

Auf dem Online-Netzwerk Facebook hatte es Aufrufe zu landesweiten Protesten in Syrien gegeben. Im Zentrum von Daraa habe die Teilnehmerzahl zwischen 2500 und 3000 Menschen gelegen, berichtete ein Bürgerrechtler, der nicht genannt werden wollte. Die Demonstranten riefen den Angaben zufolge "lieber Tod als Erniedrigung".

Polizei löst Demonstration gewaltsam auf

In Kamischli im äußersten Nordosten des Landes hätten fast 5000 Menschen nach dem Freitagsgebet demonstriert, erklärte der Aktivist Hassan Berro. Sie hätten dabei ihre Solidarität mit den Menschen in Daraa und Banias bekundet, wo die Sicherheitskräfte gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen waren. Laut Berro demonstrierten weitere 4500 Menschen in drei bei Kamischli gelegenen Ortschaften.

Auch regierungstreue Demonstranten gingen nach dem Freitagsgebet auf die Straße.

Auch regierungstreue Demonstranten gingen nach dem Freitagsgebet auf die Straße.

In der Hafenstadt Banias nahmen laut Aktivisten und Augenzeugen mehrere hundert Menschen an Protesten teil. In der zentralsyrischen Stadt Homs sollen 4000 Menschen auf die Straße gegangen sein und Freiheit gefordert haben. Die Sicherheitskräfte hätten die Kundgebung nach einer Stunde mit Schlagstöcken aufgelöst. In der Küstenstadt Latakia, wo es Ende März zu blutigen Ausschreitungen gekommen war, beteiligten sich tausend Menschen an Protesten, wie ein Menschenrechtler sagte. Der Vorsitzende der syrischen Menschenrechtsliga, Abdel Karim Rihaui, berichtete, etwa 50 Menschen hätten in der Ortschaft Barse nahe der Hauptstadt Damaskus demonstriert. Sie hätten dabei Steine auf Polizisten geworfen.

Die Unruhen in Syrien hatten Mitte März in Daraa begonnen. Nachdem es dort zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei kam, griffen die Proteste auch auf andere Städte über. Seit Sonntag war die Hafenstadt Banias Schauplatz heftiger Auseinandersetzungen.

Zu einer vor zwei Wochen angekündigten Regierungsumbildung hatten die Behörden mehrere hundert Festgenommene wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warf den Sicherheitskräften vor, zahlreiche Gefangene gefoltert zu haben. Amnesty International zufolge wurden seit Beginn der Proteste mindestens 200 Menschen getötet.

Saleh weiter unter Druck

Auch im Jemen und in Jordanien gingen nach dem Freitagsgebet Demonstranten mit dem Ruf  nach politischen Veränderungen auf die Straße. . In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa demonstrierten Anhänger und Gegner von Präsident Ali Abdullah Saleh, berichteten Augenzeugen.

Saleh richtete sich an seine Unterstützer.

Saleh richtete sich an seine Unterstützer.

Proteste gegen den Präsidenten gab es auch in der Stadt Taiz. "Wir brauchen mehr Geduld und mehr Ausdauer", forderte ein Prediger dort beim Freitagsgebet. Am Vortag hatten religiöse Führer und Stammesführer den Präsidenten zum Rücktritt aufgefordert. Saleh sagte vor Tausenden von Anhängern in Sanaa, die Politiker der Oppositionsparteien, die seinen Rücktritt forderten, seien "Straßenräuber". Die Massendemonstration seiner Anhänger sei "eine Volksabstimmung für Ali Abdullah Saleh".

Die Demonstranten in Taiz forderten dagegen, Saleh solle vor Gericht gestellt werden. Nach Schätzungen der Opposition haben Regierungskräfte bei den Zusammenstößen in den vergangenen Wochen bislang mehr als 100 Demonstranten erschossen und Tausende verletzt. In Taiz verletzten Regierungsanhänger fünf Regimegegner.

Salafisten attackieren Polizisten

Tausende Jordanier verlangten in ihrer Hauptstadt Amman und weiteren Städten Reformen. Auf Plakaten forderten sie Verfassungsänderungen und einen Kampf gegen Korruption. Augenzeugen berichteten über eine starke Präsenz der Polizei. Am 25. März hatten Anhänger der Regierung und Sicherheitskräfte einen friedlichen Dauerprotest im Zentrum von Amman gewaltsam aufgelöst. Dabei waren ein Mann getötet und 120 Menschen verletzt worden. Die US-Botschaft in Amman hat ihren in dem Land lebenden Bürgern am Donnerstag geraten, wegen der Lage große Städte zu meiden.

Bei Zusammenstößen zwischen der Polizei und radikalen Salafisten sind offenbar 40 Beamte verletzt worden. In der Stadt Sarka nordöstlich der Hauptstadt Amman hätten nach einer Kundgebung salafistische Demonstranten Bürger angegriffen, denen sie vorwarfen, Atheisten zu sein, erklärte ein Polizeisprecher Mohammed Chatib. Als die Polizei daraufhin einschritt, hätten die Salafisten die Beamten angegriffen. Sechs Beamte seien durch Messerstiche verletzt worden. Die Menge sei schließlich mit Tränengas aufgelöst worden. Salafisten, die für eine strenge Auslegung des sunnitischen Islam eintreten, demonstrieren seit Wochen für eine Freilassung ihrer inhaftierten Glaubensbrüder.

Quelle: ntv.de, AFP

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