Politik

Horrorzustände in Aleppos Krankenhäusern Ärzte müssen Gliedmaßen notamputieren

Dieses Baby hat einen Fassbombenangriff einigermaßen unversehrt überlebt. Schwerverletzte Kinder können in Aleppo aber kaum noch angemessen behandelt werden.

Dieses Baby hat einen Fassbombenangriff einigermaßen unversehrt überlebt. Schwerverletzte Kinder können in Aleppo aber kaum noch angemessen behandelt werden.

(Foto: REUTERS)

Das Grauen, das Kindern im syrischen Bürgerkrieg widerfährt, spottet jeder Beschreibung. Laut einem Bericht von Save the Children müssen Ärzte in Aleppo wegen fehlender Ausrüstung an Schwerverletzten wie die Metzger arbeiten.

In syrischen Krankenhäusern herrschen drei Jahre nach Beginn des Aufstandes gegen Präsident Baschar al-Assad grauenhafte Zustände. In einem Bericht der amerikanischen Hilfsorganisation Save the Children heißt es, in einigen Fällen seien Patienten mit Metallstangen vor Operationen bewusstlos geschlagen worden, weil die Ärzte keine Narkosemittel hatten. Mediziner amputierten Kindern Gliedmaßen, weil ihnen die medizinische Ausrüstung für die Behandlung schwerer Verletzungen fehle.

In der umkämpften Großstadt Aleppo, wo für die Gesundheitsversorgung eigentlich 2500 Ärzte benötigt würden, praktizieren laut der Organisation derzeit nur noch 36 Ärzte. Diese Situation habe dazu geführt, dass verzweifelte Eltern ihren Kindern zum Teil selbst im Krankenhaus Infusionen verabreichten. Die Organisation wies zudem darauf hin, dass wegen der mangelhaften Gesundheitsversorgung seit Beginn des Bürgerkrieges 2011 Tausende von Kindern an behandelbaren Krankheiten wie Asthma gestorben seien.

Save the Children fordert von den Bürgerkriegsparteien die sofortige Umsetzung der UN-Resolution 2139. Sie verpflichtet diese, Helfern Zugang zu allen belagerten Gebieten zu gewähren. Die Resolution sieht aber keine automatischen Sanktionen vor, falls sich die Regierung und die Rebellen nicht daran halten sollten.

Palästinenser in Jarmuk hungern weiter

Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International berichtet vom Horror im syrischen Bürgerkrieg. Die Bevölkerung der Stadt Jarmuk, einem seit Jahrzehnten bestehenden palästinensischen Flüchtlingslager bei Damaskus, werde von den Regierungstruppen systematisch ausgehungert, heißt es in dem Amnesty-Bericht "Das Leben aus Jarmuk herausquetschen". Mindestens 128 Menschen in der Stadt seien bisher an Hunger gestorben. Die lebensnotwendige Versorgung mit Nahrung und Arznei sei abgeschnitten worden. Zivilisten würden wie Schachfiguren benutzt in einem tödlichen Spiel, über das sie selbst keine Kontrolle hätten, sagte Philip Luther, Direktor des Amnesty-Programmes für den Nahen Osten. 60 Prozent der verbliebenen Menschen in Jarmuk litten unter Mangelernährung.

Regierungstruppen hätten wiederholt zivile Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser und eine Moschee bombardiert. "Immer wieder eine dicht bevölkerte Gegend anzugreifen, wo die Zivilisten keine Möglichkeit zur Flucht haben, zeigt eine rücksichtslose Haltung und eine kaltschnäuzige Missachtung der grundlegendsten Prinzipien internationaler Menschenrechte", betonte Luther.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa

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