Konferenz sucht "gemeinsame Vision" Syrische Opposition gespalten
02.07.2012, 10:52 UhrUnter der Schirmherrschaft der Arabischen Liga soll sich die notorisch zerstrittene syrische Opposition auf eine gemeinsame Vision für die Zukunft ihres Landes einigen. Doch einige Oppositionsgruppen sagen ihre Teilnahme ab. Sie befürchten, es gehe nur darum, Assads Regime zu unterstützen.
Die von Deserteuren gebildete Freie Syrische Armee und weitere militante Aktivisten haben einen Boykott des Treffens der syrischen Opposition in Kairo angekündigt. Als Grund gaben die Oppositionellen in einer Erklärung an, das Treffen in der ägyptischen Hauptstadt verweigere den "Ansatz einer ausländischen Militärintervention zum Schutz der Bevölkerung". Außerdem werde bei dem mehrtägigen Treffen weder über die Einrichtung von Schutzzonen noch von humanitären Korridoren oder die Bewaffnung der Aufständischen geredet werden, hieß es weiter.
Die Opposition, allen voran der Syrische Nationalrat, kommt in Kairo zusammen, um eine gemeinsame Position zur Zukunft Syriens zu erarbeiten. Zu der Konferenz werden auch mehrere Minister arabischer Länder erwartet. Das Treffen diene aber nur dazu, Syriens Staatschef Baschar al-Assad erneut zu einer Umsetzung des Sechs-Punkte-Plans des Sondergesandten Kofi Annan zu bewegen, kritisierten die Freie Syrische Armee sowie "unabhängige" militante Aktivisten. Das Treffen sei eine "Verschwörung", und seine Teilnehmer wollten sich Plänen Russlands und Irans, der beiden Verbündeten Assads, unterwerfen. Ziel der von der Arabischen Liga organisierten Konferenz sollte es eigentlich sein, eine "gemeinsame Vision" der Regimegegner zu entwickeln.
Am Samstag hatte die in Damaskus beschlossen. Da dieser aber die Führung um Assad nicht grundsätzlich von einem Neuanfang ausschloss, reagierten Teile der Opposition mit harscher Kritik.
Flugblätter und Schüsse
Die von Oppositionellen und Revolutionsbrigaden bedrängte syrische Führung entdeckt offenbar eine neue Waffe im Propagandakrieg. Regimegegner berichteten, Hubschrauber hätten über zwei Hochburgen des Widerstandes in Daraa und Hama Flugblätter abgeworfen, auf denen die Kämpfer aufgefordert worden seien, ihre Waffen niederzulegen.
Gleichzeit nahm die syrische Armee jedoch auch Widerstandshochburgen in den Provinzen Homs und Aleppo unter Beschuss. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete, die Armee habe versucht, in die von Revolutionsbrigaden kontrollierten Gebiete vorzudringen. Am Vortag seien landesweit 81 Zivilisten und 28 Soldaten der Regierungstruppen ums Leben gekommen.
Ein Sprecher des syrischen Roten Halbmondes meldete, Helfer der Organisation sei es am Vortag gemeinsam mit Kollegen des Internationalen Roten Kreuzes gelungen, in die Stadt Duma im Umland von Damaskus zu kommen. Dort hatte es in den vergangenen Tagen heftige Gefechte mit zahlreichen Todesopfern gegeben.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP