Drei Parteien, drei Versionen Taliban-Chef Mansur ist tot - oder?
04.12.2015, 20:54 Uhr
In der afghanisch-pakistanischen Grenzstadt Chaman soll Mansur bei einer Schießerei schwer verletzt worden sein.
(Foto: picture alliance / dpa)
"Taliban-Anführer Mullah Achtar Mansur ist an seinen Verletzungen gestorben", schreibt ein afghanischer Regierungssprecher via Twitter. Beweise nennt er nicht - auch auf Nachfrage gibt keine Details. Das Dementi folgt auf dem Fuße.
Um den Gesundheitszustand von Taliban-Chef Mullah Achtar Mansur herrscht weiterhin Rätselraten. Die Twittermeldung des afghanischen Regierungssprechers Sultan Faisi schien noch am Vormittag wenig Raum für Zweifel zu lassen. Mansur sei tot, schrieb er. Gestorben an den Verletzungen, die er sich bei einer Schießerei mit anderen Taliban-Kommandeuren nahe der pakistanischen Stadt Quetta zugezogen haben soll.
Doch das Dementi der afghanischen Extremisten folgte auf dem Fuße. Die Mitteilung über Mansurs Tod sei "gegenstandslos", verkündete Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid. Mansur lebe und sei wohlauf. Die Schießerei habe es überhaupt nicht gegeben. Auch den Informationen aus Kreisen des pakistanischen Talibanzweiges, Mansur werde im Krankenhaus der Grenzstadt Chaman behandelt und sein Zustand sei "sehr ernst", widersprachen die Afghanen.
Schon den Tod des langjährigen Taliban-Chefs Mullah Omar hatten die Islamisten zwei Jahre lang geheim gehalten und erst im Juli bekanntgegeben. Am Donnerstag veröffentlichten sie eine Audiobotschaft - angeblich vom ehemaligen Guantanamo-Häftling Abdullah Sarhadi, in dessen Haus sich die Schießerei ereignet haben soll. Darin wies dieser die Berichte als "Feindpropaganda" zurück. Die Aufnahme wurde bislang nicht authentifiziert.
Machtkampf spaltet Taliban
Die Kontroverse um Mansur wirft ein Schlaglicht auf die tiefen Gräben zwischen den rivalisierenden Fraktionen der Islamistenbewegung. Mansur war Ende Juli zum Nachfolger des verstorbenen Taliban-Anführers Mullah Omar ernannt worden. Bedeutende Teile der Taliban erkannten den Wechsel an der Spitze aber nicht an. Im November ernannte eine Splittergruppe Mullah Mohammed Rasul zu ihrem Anführer.
Der Machtkampf behindert auch die Friedensgespräche der Aufständischen mit den Regierungen in Pakistan und Afghanistan. Kabul beschuldigt Pakistan seit langem, die Taliban als Mittel im Kampf um Einfluss in Afghanistan zu nutzen. Die afghanische Regierung wirft Islamabad insbesondere vor, den Aufständischen Ende September bei der Eroberung der nordafghanischen Stadt Kundus geholfen zu haben.
Quelle: ntv.de, jug/AFP