"Gehen von Tür zu Tür" Taliban greifen Hotel-Gäste an
28.06.2011, 00:39 Uhr
Das Intercontinental in Kabul.
(Foto: dpa)
Im afghanischen Kabul dringen mehrere offenbar zum Selbstmord bereite Terroristen in ein bekanntes Luxushotel ein und töten Gäste. Augenzeugen berichten von Explosionen. Afghanische Sicherheitskräfte versuchen, die Angreifer auszuschalten. Zu dem Anschlag bekennen sich die Taliban.
Ein Terrorkommando der Taliban hat in der Nacht ein Luxushotel in der afghanischen Hauptstadt Kabul gestürmt und mehrere Menschen getötet. Mindestens drei Selbstmordattentäter hätten das Hotel Intercontinental angegriffen, sagte der Chefermittler der Kabuler Kriminalpolizei, Mohammad Sahir. Mehrere Menschen seien getötet oder verletzt worden, genaue Zahlen liegen aber noch nicht vor. Behauptungen der Taliban über mindestens 50 Tote wurden offiziell bislangt nicht bestätigt. Alle Zufahrten zum Hotel waren hermetisch abgeriegelt. Anwohner berichteten von mehreren Explosionen im Gebäude.
Auf mögliche deutsche Opfer gab es zunächst keine Hinweise. "Die deutsche Botschaft in Kabul ist eingeschaltet und um Aufklärung bemüht", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. "Es gibt bisher keine Hinweise auf Deutsche, die betroffen sind", sagte er. Die USA verurteilten den Terrorangriff. Die Tat demonstriere erneut, dass die Terroristen Menschleben vollkommen missachten würden, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland. Es würden keine amerikanischen Regierungsmitarbeiter vermisst.
Der private Sender Tolo TV meldete, sechs Attentäter seien am Angriff auf das Intercontinental beteiligt. Mehr als zehn Menschen seien getötet oder verletzt worden. Die radikalislamische Taliban übernahmen die Verantwortung für den Angriff.
Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, mehrere Attentäter seien in das Hotel eingedrungen. Einer habe sich in die Luft gesprengt. Zur Zeit des Angriffs seien zahlreiche westliche Ausländer und Afghanen zu einem Treffen versammelt gewesen. Auf der Suche nach Ausländern gingen die Angreifer nach Darstellung ihres Sprechers von Zimmer zu Zimmer. Dabei würden sie die Zimmertüren aufbrechen.
Kurz vorher: Konferenz
Über die Zahl der ausländischen Gäste in dem fünfstöckigen Gebäude lagen keine gesicherten Angaben vor. Zuletzt bevorzugten Ausländer modernere Hotels und Gästehäuser im Zentrum von Kabul. In Kabul hatte am Sonntag und Montag ein internationales Afghanistan-Treffen stattgefunden.
Das Intercontinental liegt prominent auf einem Hügel in der Hauptstadt und ist das älteste Luxushotel in Afghanistan. Es nahm bereits 1969 seinen Betrieb auf, gehört aber seit langem nicht mehr zu der gleichnamigen internationalen Kette.
US-Präsident Barack Obama hatte vergangene Woche angekündigt, ab Juli bis Ende des Jahres 10.000 US-Soldaten vom Hindukusch abzuziehen. Bis 2014 sollen alle ausländischen Soldaten das Land verlassen und die afghanischen Sicherheitskräfte vollständig die Kontrolle übernommen haben, so wie sie es in Kabul bereits praktizieren. Zahlreiche Experten befürchten jedoch, dass die einheimischen Soldaten und Polizisten nicht in der Lage sein werden, die Taliban in Schach zu halten.
Quelle: ntv.de, jmü/dpa/AFP/rts