Feuergefechte und Explosionen in Kabul Taliban greifen Karsais Palast an
25.06.2013, 06:21 Uhr
Präsident Karsai hatte zu einer Pressekonferenz geladen, als sich der Angriff ereignete.
(Foto: dpa)
Sobald die westlichen Truppen Afghanistan verlassen haben, wollen die Taliban wieder die Macht im Land übernehmen. Mit einem Angriff auf Gebäude der Regierung und der CIA in Kabul setzen sie nun ein Zeichen. Mit falschen Pässen passieren sie Sicherheitsschranken, dann werfen sie Handgranaten und beginnen zu schießen.
Ein Überfallkommando der Taliban hat gegen 6.30 Ortszeit (4.00 MEZ) im Zentrum von Kabul den Präsidentenpalast und die CIA-Niederlassung angegriffen. Schwere Explosionen und Schusswechsel erschütterten am frühen Morgen die Sicherheitszone in der afghanischen Hauptstadt. Nach gut einer Stunde verkündete die Polizei, alle Angreifer seien tot, es sei ihnen nicht gelungen, auf das Gelände des Präsidentenpalastes vorzudringen. Unklar blieb, ob sich Präsident Karsai zu dem Zeitpunkt innerhalb des Palastes aufhielt. Eigentlich war für den Vormittag ein Pressetermin mit Karsai angesetzt.
Die Taliban bekannten sich bereits zu dem Anschlag. "Eine große Gruppe von Angreifern hat vor allem auf das CIA-Büro gezielt, außerdem auch auf den Palast und das nahe gelegene Verteidigungsministerium", sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid, dessen Angaben sich schon früher wiederholt als übertrieben herausstellten.
Nach den ersten Erkenntnissen der Polizei gab es drei oder vier Angreifer. Sie steuerten einen Wagen mit Sprengstoff in das Gebiet und jagten ihn in die Luft. Über dem Gebiet stieg dichter Rauch auf. Journalisten, die sich zum Zeitpunkt des Angriffes in dem Palast aufhielten, berichteten von Gefechten zwischen der Leibgarde von Präsident Hamid Karsai und anderer Sicherheitskräfte mit den aufständischen Angreifern. Die Angreifer sollen mit gefälschten Pässen auf das Gelände gelangt sein. Die Taliban behaupteten, auch ausländische und afghanische Soldaten getötet zu haben, die Behörden bestritten dies.
Taliban sollen Handgranaten geworfen haben
Es waren mehrere Explosionen zu hören, von denen auch das Büro des amerikanischen Geheimdienstes CIA, das Hauptquartier der internationalen Schutztruppe Isaf sowie die UN-Vertretung betroffen gewesen sein sollen. Ebenso soll es in der italienischen Botschaft zu Schusswechseln gekommen sein. "Der Angriff erfolgte an dem Eingang, der in der Nähe des Verteidigungsministeriums liegt", bestätigte ein Polizeisprecher. Vor dem östlichen Tor des schwer bewaffneten Palast hatten sich bereits rund 20 Journalisten eingefunden, um einer Konferenz mit Präsident Karsai beizuwohnen. Bei Ausbruch der Kampfhandlungen mussten die Journalisten vor den Kugeln der Angreifer Schutz suchen, wie die britische BBC berichtet. Auch sollen Handgranaten eingesetzt worden sein.
Der Angriff ereignet sich nur wenige Tage nachdem Präsident Karsai Vorbehalte gegen von den USA geführte Friedensverhandlungen mit den Taliban geäußert hatte. Karsai beharrte darauf, dass der Hohe Friedensrat, das von der Regierung eingesetzte Organ zur Durchführung der Verhandlungen, ein "afghanisch geführtes" Gremium sein solle. Erst in der vergangenen Woche hatte die Isaf die Verantwortung für die Sicherheit im Land den Afghanen übergeben.
Quelle: ntv.de, AFP/rts/dpa