Anschlag im Ministerium Taliban töten fünf Menschen
30.10.2008, 15:53 UhrEin Selbstmordattentäter der Taliban ist in das Mitten in Kabul gelegene Informationsministerium eingedrungen und hat mindestens fünf Menschen mit in den Tod gerissen. Sechs weitere Menschen seien bei dem Anschlag in der afghanischen Hauptstadt verletzt worden, sagte Kabuls Vize-Polizeichef Alischah Ahmadsai.
Ausländer hätten sich zum Zeitpunkt des Anschlags nicht im Gebäude befunden. Bei den Opfern handele es sich um Wachmänner und Mitarbeiter des Ministeriums. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.
Ein Mitarbeiter des Ministeriums für Information und Kultur, der ungenannt bleiben wollte, sagte, Wachleute hätten versucht, den Attentäter aufzuhalten und das Feuer auf ihn eröffnet. Dem Mann sei es trotzdem gelungen, ins Ministerium einzudringen und im Eingangsbereich seine Sprengstoffweste zu zünden.
"Abscheuliche" Tat
Der afghanische Präsident Hamid Karsai verurteilte die Tat als "abscheulich". Laut einer Mitteilung des Präsidentenpalastes sagte Karsai, "unsere Feinde" wollten die jüngsten Bemühungen der Regierung für eine friedliche Lösung des Konflikts untergraben. Auch die Internationale Schutztruppe ISAF verurteilte den Anschlag.
Die Taliban teilten auf ihrer Homepage mit, drei Kämpfer des "Al-Hamsa-Regiments" aus der ostafghanischen Provinz Chost hätten das Ministerium gestürmt. Einer von ihnen namens Nakibullah habe sich in die Luft gesprengt. Zwei weitere hätten auf die Wächter geschossen, seien dann geflohen und nun an einem sicheren Ort. Ziel seien Ausländer gewesen, die das Ministerium im "Propagandakrieg" gegen die Taliban berieten. Sechs Wachleute seien getötet worden. Angaben der Taliban zu Opfern gelten als unzuverlässig.
Ein Ministeriumsmitarbeiter namens Mohammad Amin, der leicht verwundet wurde, sagte, er habe drei Afghanen in traditioneller Kleidung angreifen sehen, als er gerade ins Büro wollte. "Zwei von ihnen hatten Schusswaffen und erschossen einen der Wachmänner und der dritte rannte auf das Gelände. Nach ein paar Sekunden hörte ich eine schwere Explosion und fiel auf den Boden."
Mehrere spektakuläre Angriffe
Das Ministerium für Information und Kultur liegt in einer belebten Gegend im Herzen Kabuls. Ein zweiter Augenzeuge sagte, die Umgebung sei nach der Explosion übersät gewesen mit Scherben, Büromaterial und Teilen der Eingangstür des Ministeriums.
Seit Jahresbeginn haben die Taliban mehrere spektakuläre Angriffe mit zahlreichen Toten in der Hauptstadt verübt. Unter anderem griffen sie in Kabul das einzige Luxus-Hotel des Landes, eine von Karsai besuchte Militärparade und die indische Botschaft an. Die Sicherheitsvorkehrungen in der Hauptstadt werden immer weiter verschärft.
Bei Gefechten und einem Luftangriff in Helmand im Süden und Ghasni im Südosten des Landes wurden derweil nach Behördenangaben zwölf Taliban-Kämpfer getötet. Bei einem Anschlag Aufständischer in der südafghanischen Provinz Kandahar kamen vier Polizisten ums Leben. Kandahars Polizeichef sagte, das Fahrzeug der Sicherheitskräfte sei in eine Sprengfalle geraten. Er machte "Feinde Afghanistans" für die Tat verantwortlich. Damit umschreiben afghanische Behörden Aufständische wie die Taliban.
Quelle: ntv.de