Lkw-Attacke auf Weihnachtsmarkt Tatverdächtiger soll Pakistaner sein
20.12.2016, 10:25 Uhr
Dank eines mutigen Zeugen konnte die Polizei den Verdächtigen fassen.
Wer ist der Mann, der einen Lastwagen in eine Menschenmenge auf einem Berliner Weihnachtsmarkt steuerte? Über einen verhafteten jungen Mann werden nach und nach Details bekannt. Er soll als Flüchtling nach Deutschland gekommen sein.
Der nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin festgenommene Verdächtige stammt nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maizière aus Pakistan. Er sei am 31. Dezember 2015 nach Deutschland eingereist und registriert worden, sagte der Minister in Berlin. Sein Asylverfahren sei noch nicht abgeschlossen, nachdem mehrere Versuche einer Anhörung nicht zustande gekommen seien.
Der Name des Verdächtigen soll laut der Berliner Tageszeitung "Die Welt" Naved B. lauten. Er soll am 1.1.1993 in der Stadt Turban geboren sein. Seit dem 2. Juni 2016 hat er dem Bericht zufolge eine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland. Laut Bundesinnenminister de Maizière hat er die Tat abgestritten. Auch eine Bekennung zu einer Terror-Organisation - etwa dem Islamischen Staat (IS) - gebe es nicht.
Bereits zuvor hatte der RBB berichtet, dass der junge Mann über Passau ins Land gekommen sei. Über die Identität des Mannes hatte zunächst Unklarheit geherrscht, weil er offenbar mehrere Namen genutzt hat. Zuletzt soll der junge Mann in einer Flüchtlingsunterkunft im stillgelegten Tempelhofer Flughafen gelebt haben. Spezialeinsatzkräfte (SEK) haben nach Medienberichten am frühen Morgen einen Hangar auf dem Flughafengelände durchsucht.
Polizeibekannter Kleinkrimineller
Die Polizeiaktion sei gegen 4 Uhr erfolgt, berichtete die "Welt". "Dort gibt es eine Flüchtlingsunterkunft - der Mann, der nach dem mutmaßlichen Terroranschlag am Kurfürstendamm festgenommen wurde, soll dort gemeldet sein", hieß es. De Maizière sagte, das Bundesinnenministerium sei über die Aktion informiert worden. Die Berliner Polizei wollte bisher allerdings nicht bestätigen, dass die Razzia mit der Weihnachtsmarkt-Attacke in einem Zusammenhang steht.
Aktuell soll sich der Tatverdächtige nicht mehr in Berlin aufhalten. Naved B. sei bereits in der Nacht zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe geflogen worden, berichtete die "Bild"-Zeitung. Wegen geringfügiger Delikte soll der Mann laut "Tagesspiegel" zwar bereits auffällig geworden sein - allerdings hätten diese keinen terroristischen Hintergrund gehabt.
Derweil fehlt vonseiten der Ermittler nach wie vor eine Bestätigung dafür, dass es sich bei dem Verhafteten tatsächlich um den Fahrer des Lkw handelt. Die Polizei erklärte lediglich, dass eine "verdächtige Person" im Nahbereich des Breitscheidplatzes festgenommen worden sei und geprüft werde, "ob es sich um den Fahrer des LKW handelt". Ein mutiger Zeuge hatte die Polizei zum Verdächtigen geführt.
Täter probte offenbar das Lkw-Fahren
Um die tödliche Attacke auszuführen, hatte der Täter offenbar bereits am Montag einen Lkw einer polnischen Speditionsfirma in Berlin gestohlen. Ein leitender Mitarbeiter der Firma hatte einem polnischen Internetportal geschildert, jemand habe den Laster am Nachmittag mehrfach gestartet. "Es ist, als hätte jemand geübt, ihn zu fahren", sagte Lukasz Wasik.
Eigentlich habe der Laster stehen bleiben sollen, um auf seine Entladung am Dienstag zu warten. Nach den von ihm überprüften GPS-Daten aus dem Lastwagen habe jemand aber um 15.44 Uhr den Motor gestartet und weitere Male um 16.52 Uhr und um 17.37 Uhr. Der Lastwagen sei aber nicht weggefahren. Um 19.34 Uhr habe sich der Lkw dann doch in Gang gesetzt. Eine halbe Stunde später fuhr er in die Menschenmenge an der Gedächtniskirche.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/rts