Politik

17 Jahre nach dem Genozid Tausende trauern in Srebrenica

Die Opfer wurden in Massengräbern verscharrt. Noch immer arbeiten Experten daran, alle zu identifizieren.

Die Opfer wurden in Massengräbern verscharrt. Noch immer arbeiten Experten daran, alle zu identifizieren.

(Foto: AP)

Vor 17 Jahren nehmen bosnisch-serbische Truppen in Srebrenica bis zu 8000 muslimische Jungen und Männer gefangen und exekutieren sie anschließend. Noch immer wird das Ausmaß des Verbrechens geleugnet. Deshalb mischt sich zum Jahrestag in die Trauer auch Wut.

Rund 30.000 Menschen haben der Opfer des Massakers von Srebrenica vor 17 Jahren gedacht. Bei der Trauerfeier im Osten Bosniens wurden 520 in den vergangenen zwölf Monaten identifizierte Opfer bestattet. Der 17. Jahrestag war der erste, an dem keiner der mutmaßlichen Hauptverantwortlichen für den Völkermord mehr auf freiem Fuß war.

Die Trauernden versammelten sich in Potocari, einer Gedenkstätte außerhalb Srebrenicas. Bei großer Hitze sprach der Großmufti von Bosnien ein Gebet, bevor die 520 mit grünem Stoff überzogenen Särge in die Erde eingelassen wurden. In Srebrenica waren etwa 8000 muslimische Jungen und Männer von bosnisch-serbischen Truppen getötet und in Massengräbern verscharrt worden.

"Ich spüre Schmerz, unendlichen Schmerz", sagte Sevdija Halilovic, deren Vater in Potocari beigesetzt wurde. "Jedes Jahr, wenn sich der 11. Juli nähert, wird der Schmerz unerträglich." Mujo Sahilovic kam nach Srebrenica, um der Beerdigung seines Vaters und einem seiner Brüder beizuwohnen. "Ich habe meiner Mutter nicht gesagt, dass sie heute beerdigt werden", sagte er. "Sie ist krank und glaubt noch immer, sie würden eines Tages zurückkommen."

Völkermord nicht leugnen

In einer von der US-Botschaft in Sarajevo verbreiteten Erklärung wandte sich US-Präsident Barack Obama gegen Bestrebungen, den Völkermord in Srebrenica zu leugnen. "Die Vereinigten Staaten stellen sich jedem Versuch entgegen, das Ausmaß dieses Verbrechens zu verzerren, es zu rechtfertigen, die Opfer zu verleumden oder die unbestreitbare Tatsache zu leugnen, dass es sich bei diesem Verbrechen um einen Genozid handelt", erklärte Obama.

Anfang Juni hatte der neue serbische Präsident, der Nationalist Tomislav Nikolic, in einem Interview erklärt, das Massaker von Srebrenica sei seiner Ansicht nach kein Völkermord gewesen.

Juristische Aufarbeitung nicht abegschlossen

Derzeit müssen sich vor dem UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag der  sowie dessen unter anderem wegen des Massakers von Srebrenica verantworten. Beide hatten sich lange einem Zugriff entziehen können; Mladic wurde erst im vergangenen Jahr nach gut 16 Jahren auf der Flucht in Serbien festgenommen.

Viele Angehörige der Opfer von Srebrenica sind skeptisch, dass die Angeklagten tatsächlich auch verurteilt werden. "Am Ende werden diese Wilden sterben noch bevor das Urteil fällt, wie Slobodan Milosevic. Und die Serben werden weiter sagen, es habe keinen Völkermord gegeben", sagte die 63-jährige Muniba Cakar, die ihren Ehemann betrauerte.

Der ehemalige serbische Präsident Milosevic war vom Haager UN-Tribunal unter anderem für das Massaker verantwortlich gemacht worden, er starb aber noch 2006 in seiner Zelle in Den Haag vor einer Verurteilung.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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