"An den Haaren herbeigezogen" Teheran sperrt Anwältin weg
10.01.2011, 16:37 UhrDie Menschenrechtsaktivistin und frühere Anwältin der Friedensnobelpreisträgerin Ebadi, Sotudeh, war den Herrschern in Teheran schon länger ein Dorn im Auge. Nun wird sie zu elf Jahren Haft verurteilt. Die Grünen fordern von Berlin eine "klare Verurteilung der Unrechtsurteile".

(Foto: dpa)
Die Menschenrechtsaktivistin und frühere Anwältin der Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi, Nasrin Sotudeh, ist wegen "Angriffen auf die nationale Sicherheit" und anderer Vergehen zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. Sotudeh erhielt außerdem ein 20-jähriges Berufs- und Ausreiseverbot, wie ihr Ehemann bestätigte. Gegen das Urteil könne sie innerhalb von 20 Tagen Berufung einlegen.
Sotudehs Ehemann, Resa Chandan, sagte, Sotudeh sei auch der "Propaganda gegen die Staatsführung" und der Mitgliedschaft im Zentrum der Verfechter der Menschenrechte, einer Menschenrechtsgruppe Ebadis, für schuldig befunden worden. Ihr sei außerdem angelastet worden, ausländischen Medien Interviews gegeben zu haben. Chandan bezeichnete das Urteil als "vollkommen schockierend". "Wo in der Welt wird eine Mutter wegen ein paar Interviews inhaftiert?", fragte er unter Verweis auf die beiden Kinder des Paares im Alter von drei und elf Jahren.
Sotudeh war Anfang September 2010 festgenommen worden. Die Anwältin vertrat minderjährige Straftäter in Todeszellen und , die im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad im Juni 2009 festgenommen wurden. Nach den Massendemonstrationen wurden zahlreiche Journalisten, Menschenrechtsvertreter, Anwälte und politische Gegner der Regierung zu Haftstrafen verurteilt. Gegen hunderte Demonstranten verhängten Gerichte lange Gefängnisstrafen. Einige wurden auch zum Tode verurteilt. Ebadi hatte im vergangenen Dezember vor dem UN-Gebäude in Genf zur Freilassung der 45-jährigen Sotudeh aufgerufen, die nach ihrer Festnahme einen mehrwöchigen Hungerstreik abgehalten hatte.
Beck fordert klare Verurteilung
Der menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, forderte die umgehende Freilassung Sotudehs und der zu vier Jahren Haft verurteilten Journalistin und Menschenrechtsverteidigerin Shiwa Nasar Ahari. Die Vorwürfe gegen die beiden Frauen seien "an den Haaren herbeigezogen". Von der Bundesregierung forderte Beck eine "klare Verurteilung der Unrechtsurteile". Die Bundesregierung dürfe sich nicht nur für die Einhaltung der Menschenrechte im Iran engagieren, wenn es - wie im Falle der beiden inhaftierten - die eigenen Staatsbürger betreffe. Sie müsse sich vielmehr "ausnahmslos für alle politischen Gefangenen im Iran einsetzen".
Sotudehs einstige Mandantin, Ebadi, lebt seit 2009 im Exil. Sie hatte 2003 den Friedensnobelpreis für ihren Einsatz für Kinder- und Frauenrechte sowie politische Dissidenten erhalten.
Quelle: ntv.de, AFP