Bomben per Luftfracht Terror-Test schon im September
02.11.2010, 17:24 Uhr
Eine Banderole von UPS liegt auf dem Flughafen Köln-Bonn im Cargo Center der Luftfracht.
(Foto: dpa)
Dem Fund von Paketbomben in Flugzeugen aus dem Jemen ging wohl schon vor einigen Wochen ein Test voraus, wie das Material in die USA geschleust werden kann. Die Sendung wurde entdeckt. Derweil machen immer mehr Länder ihren Luftraum für Maschinen aus dem Jemen dicht.
Das Terrornetzwerk Al-Kaida hat den Einsatz von Paketbomben den US-Behörden zufolge von langer Hand geplant. Ein US-Vertreter bestätigte einen Bericht des Senders ABC, wonach bereits im September verdächtige Postsendungen abgefangen wurden.
Die im September abgefangenen Pakete deuteten auf eine Trockenübung Al-Kaidas hin. "Die Behälter wurden im Transit gestoppt und untersucht", hätten aber keinen Sprengstoff enthalten, ergänzte er. Auch sie seien für jüdische Einrichtungen in Chicago bestimmt gewesen.
Zuvor hatte ABC berichtet, dass Al-Kaida die Luftfracht-Route Jemen-USA bereits vor Wochen getestet habe. Nach dem Vorfall seien die US-Geheimdienste vorgewarnt gewesen, dass der Ableger auf der Arabischen Halbinsel ein Ziel in Chicago im Visier haben könnte.
In der Nacht zum Freitag waren aus dem Jemen abgeschickte Pakete mit funktionsfähigen Sprengsätzen in Frachtmaschinen auf dem mittelenglischen Flughafen East Midlands und in Dubai entdeckt worden. Die Pakete waren an jüdische Einrichtungen in den USA adressiert; das in East Midlands beschlagnahmte Paket war zuvor auf dem Flughafen Köln/Bonn umgeladen worden.
Bundespolizei soll Luftfracht kontrollieren
Als Folge der Paketbomben aus dem Jemen will die Bundesregierung die Kontrolle von Luftfracht offenbar der Bundespolizei übertragen. Luftfracht wird in Deutschland bislang in erster Linie von den Logistikunternehmen selbst kontrolliert. Die Aufsicht liegt beim Luftfahrtbundesamt.
Luftfracht werde in Deutschland "bislang nur unzureichend kontrolliert", kritisierte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Hans-Peter Uhl (CSU) in der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Künftig werde die Bundespolizei neben der Kontrolle von Passagieren auch den Frachtverkehr überwachen.
Das Bundesinnenministerium bestätigte, dass in dem von der Regierung eingerichteten Arbeitsstab am Montag über erweiterte Zuständigkeiten für die Bundespolizei gesprochen worden sei. "Die Frage ist gestellt und sie braucht eine Antwort", sagte ein Ministeriumssprecher. Für Entscheidungen sei es aber noch zu früh.
"Im Notfall Frachtflugzeuge abschießen"
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) forderte für den Notfall das Recht, Frachtflugzeuge mit einer Bombe an Bord abschießen zu dürfen. "Wir brauchen rasch Klarheit, dass die Bundeswehr Frachtflugzeuge mit einer Bombe an Bord notfalls abschießen darf, wenn die Maschine von Terroristen als Waffe missbraucht wird", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Offen blieb dabei, wie die Behörden herausfinden sollen, dass sich eine Bombe an Bord eines fliegenden Flugzeugs befindet.

Auf Ibrahim Hassan al-Asiri konzentrieren sich inzwischen die Ermittlungen. Er könnte die Bomben auf den Weg gebracht haben.
(Foto: REUTERS)
Die Bundesregierung hatte die Flugsicherung nach dem Fund der Paketbomben angewiesen, direkte und indirekte Flüge aus dem Jemen abzuweisen. Die Regierung in Sanaa kritisierte die Maßnahme als "überstürzt". Der Jemen bedauere diese "kollektive Bestrafung" und sei enttäuscht, sagte ein Regierungssprecher. Statt solcher Maßnahmen sollten die Partner des Jemen dem Land vielmehr im "Kampf gegen den Terrorismus zur Seite stehen". Auch andere Länder hatten verschärfte Maßnahmen ergriffen.
Bei der Frage, wer Urheber der Bombensendung ist, konzentrieren sich die Ermittlungen auf den Top-Terroristen Ibrahim Hassan al-Asiri. Er gilt als führender Kopf und Bombenbauer der Al-Kaida.
Quelle: ntv.de, hvo/AFP/dpa