Politik

Befreiungsaktion in Algerien gestoppt Terroristen kündigen Attacken an

Weit entfernt von Mali: Die Erdgas-Förderstätte bei In Amenas liegt im algerisch-libyschen Grenzgebiet.

Weit entfernt von Mali: Die Erdgas-Förderstätte bei In Amenas liegt im algerisch-libyschen Grenzgebiet.

Nur bruchstückhaft gelangen Informationen über das Geschehen auf dem von Terroristen gekaperten Gasfeld in Algerien an den Tag. Nach übereinstimmenden Meldungen wird zur Stunde nicht gekämpft. Die islamistischen Kidnapper kündigen bereits weitere Aktionen an, sollte sich Frankreich nicht aus Mali zurückziehen.

Der erwartete zweite Militärschlag gegen die Geiselnehmer in der algerischen Industrieoase In Amenas scheint sich zu verschieben. Zuvor hatten die Länder der betroffenen ausländischen Arbeiter die dort gefangen gehalten werden bei der algerischen Regierung Protest eingelegt. Das Leben der Entführten habe oberste Priorität, hieß es aus Großbritannien, Norwegen, Japan und den USA. Bei der umstrittenen Militäraktion sollen etliche Mitarbeiter dieser Länder auf dem Gasfeld des britischen Mineralölunternehmens BP ums Leben gekommen sein. Japan hatte den algerischen Botschafter einbestellt und gegen das militärische Vorgehen protestiert.

Den algerischen Streitkräften ist es auch nach mehr als 24 Stunden offenbar noch nicht gelungen, das Geiseldrama in einer Erdgasanlage in der südlichen Sahara zu beenden. Frankreichs Ministerpräsident Jean-Marc Ayrault sagte am Freitagmittag, der Einsatz laufe noch. Das habe ihm die algerische Regierung mitgeteilt. Auch der britische Regierungschef David Cameron sagte, die Aktion zur Geiselbefreiung dauere an. Experten für Verhandlungen mit Geiselnehmern stünden bereit, um Algerien zu unterstützen.

Die algerischen Streitkräfte versuchen seit Donnerstag, die in einer Erdgasanlage in der Sahara Gefangenen zu befreien. Dabei wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen 30 Geiseln getötet, darunter mehrere Ausländer. Das Schicksal von mindestens 22 Ausländern war weiter unklar.

Terroristen drohen mit weiteren Angriffen

Unterdessen kündigten die islamistischen Kidnapper weitere  Aktionen an. Die Gruppe namens "Die mit Blut unterzeichnen" drohte einem ihrer Sprecher zufolge angesichts der "Leiden des algerischen Volks" mit "weiteren Operationen", wie die mauretanische Nachrichtenagentur ANI berichtete. Die Gruppe rief demnach die Bevölkerung auf, "Anlagen ausländischer Unternehmen" zu meiden.

Der Kommandotrupp für die Geiselnahme habe seit fast zwei Monaten für den Einsatz bereit gestanden. "Wir wussten im Voraus, dass das algerische Regime Frankreichs Verbündeter im Kampf gegen Azawad (das von Islamisten eroberte Nordmali) sein würde", sagte der Islamistensprecher. Weitere Aktionen würden folgen, sollten sich die französischen Truppen nicht aus Mali zurückziehen.

Der "Einäugige" lebt wohl noch

Dem Bericht zufolge wurde der Chef der Organisation "Söhne der Sahara für islamische Gerechtigkeit", Lamine Boucheneb (alias Taher), beim Angriff der algerischen Truppen zur Befreiung der Geiseln getötet. Andere Islamisten sowie Geiseln seien umgekommen, als ihre Fahrzeuge auf dem Gelände beschossen worden seien. Zuvor war berichtet worden, der Algerier Mokhtar Belmokhtar sei erschossen worden. Der "Einäugige" wurde schon mehrfach totgesagt, entging aber immer wieder seinen Häschern. Das brachte ihm den Spitznamen "der Unfassbare" ein. Belmokhtars Brigade soll 200 bis 300 Mann stark sein und sich "Die mit Blut unterschreiben" nennen. Er soll den Angriff auf In Amenas selbst angeführt haben. Die Angaben gelten jedoch nicht als gesichert.

Cameron kann der Betroffenen reduzieren

Cameron hatte wegen der dramatischen Lage seine für Freitag in Amsterdam geplante Grundsatzrede zum britischen Verhältnis zur EU abgesagt. Großbritannien müsse sich notfalls auf weitere sehr schlechte Nachrichten einstellen. Es sei eine "äußerst schwierige Situation", meinte Cameron. Am Freitagmittag konnte der Premier die Angaben korrigieren, es seien deutlich weniger als 30 Briten in Gefahr. Die Zahl, von der man ursprünglich ausgegangen sei, sei nach neuen Erkenntnissen "signifikant reduziert" worden, sagte Cameron in London nach einer Tagung des Krisenstabes der Regierung. Genauere Details nannte er nicht.

Cameron erklärte, er verabscheue und verurteile die "brutale und grausame Attacke" der Geiselnehmer. Er habe die algerische Regierung gebeten, Großbritannien über neue geplante Aktionen sofort zu informieren. Zuvor hatte er sich beklagt, die britische Regierung habe von dem Angriff auf das Gasfeld In Amenas durch das algerische Militär nichts erfahren.

Der britische Ölkonzern BP teilte mit, es sei noch "eine geringe Anzahl" von Mitarbeitern dort. Ihr genauer Aufenthaltsort und wie es ihnen gehe, sei weiter unklar. In der Nacht zum Freitag habe man damit begonnen, alle BP-Mitarbeiter, deren Anwesenheit nicht absolut notwendig sei, aus Algerien abzuziehen. Dabei handle es sich um eine Vorsichtsmaßnahme.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen