Politik

Bizarres aus Nordkorea Tiere sollen Trauer tragen

Diese Damen und Herren gehen mit gutem Beispiel voran.

Diese Damen und Herren gehen mit gutem Beispiel voran.

(Foto: REUTERS)

Der Personenkult um Kim Jong Il erreicht nach seinem Tod ungeahnte Dimensionen. Das Fernsehen zeigt nicht nur in Tränen aufgelöste Nordkoreaner, mittlerweile trauern nach offizieller Wahrnehmung auch die Naturgewalten und sogar die Tierwelt um den Diktator. Eulen zollen Kim in einem Bergwerk Respekt, ein weißer Vogel befreit eine Statue von Schnee.

Die Staatstrauer in Nordkorea um den verstorbenen langjährigen Machthaber Kim Jong Il wird immer bizarrer. Mittlerweile habe die Trauer auch die Tiere des Landes ergriffen, hieß es in Staatsmedien. Als Beispiel wird ein weißer Vogel, "größer als eine Taube", genannt. Dieser habe den Schnee von den Schultern einer Statue Kims gewischt, meldete Radio Pjöngjang.

Das Volk verneigt sich demütig vor einem Bild des Verblichenen.

Das Volk verneigt sich demütig vor einem Bild des Verblichenen.

(Foto: AP)

Der Parteizeitung "Rodong Sinmun" zufolge trauerten auch Eulen um Kim Jong Il. Demnach flogen nach seinem Tod am 19. Dezember Eulen durch ein geöffnetes Fenster in einen eigens eingerichteten Gedenkraum in einem Bergwerk. Die dort trauernden Arbeiter seien gerührt gewesen, hieß es in dem Bericht.

Selbst die Natur trauert

Auch die Naturgewalten stimmen aus Sicht nordkoreanischer Medien in die Trauer ein. Nachdem Kim gestorben sei, seien dicke Eisschichten auf dem See des als heilig verehrten Bergs Paektu mit einem ohrenbetäubenden Lärm eingebrochen, berichtete die Nachrichtenagentur KCNA. Es habe geklungen "als seien Himmel und Erde erschüttert worden."

Kurz vor Kims Ableben habe der Himmel über dem Berg rot geschimmert. Auf dem Berg sei eine Botschaft zu lesen gewesen, die Kim auf den Felsen hinterlassen habe: "Paektu, heiliger Berg der Revolution. Kim Jong Il."

An der Grenze zu Südkorea ist nicht so viel von Wundern zu spüren.

An der Grenze zu Südkorea ist nicht so viel von Wundern zu spüren.

(Foto: REUTERS)

Der Paektu wird von Süd- wie Nordkoreanern nicht nur als heiliger Berg verehrt, im stalinistisch geprägten Nordkorea gilt er auch als Symbol der Herrscherfamilie. Den 1994 gestorbenen Begründer der Familie und "ewigen Präsidenten" Kim Il Sung und dessen Sohn umgab und umgibt noch immer ein gottgleicher Status. Dieser wird von den Staatsmedien durch die Beschreibung übernatürlicher Phänomene unterstützt, die beide schon seit der Geburt begleitet haben sollen. Bei Kim Jong Ils Geburt sollen ein Stern und ein doppelter Regenbogen am Himmel erschienen sein.

Überarbeitung als Todesursache

Kim Jong Il, der den bizarren Personenkult von seinem Vater übernommen hatte, war nach der offiziellen Legendenbildung 1942 auf dem Paektu im Norden der koreanischen Halbinsel geboren. Nach seriösen Quellen wurde Kim allerdings ein Jahr zuvor in einem sowjetischen Ausbildungslager im russischen Fernen Osten geboren, von wo aus sein Vater den Kampf gegen die japanischen Besatzer Koreas führte. Die Gründe für die Optimierung der biographischen Details sind lapidar: Der Abstand der Geburtsdaten von Kim Il Sung und Kim Jong Il sollte genau 30 Jahre betragen. Außerdem ist eine Geburt auf einem heiligen Berg weitaus mystischer als die in einem Flüchtlingslager. 

Kim Jong Il starb nach offizieller Darstellung im Alter von 69 Jahren an einem Herzinfarkt. Sein drittältester Sohn, Kim Jong Un, den er schrittweise auf die Nachfolge vorbereitet hatte, soll nun die Kim-Dynastie an der Macht in dritter Generation fortsetzen

Kims Leichnam ist derzeit in einem Glassarg im Kumsusan-Palast aufgebahrt und von sogenannten Kimjongilia-Blumen umringt, die nach ihm benannt wurden. Nordkoreas Medien berichteten von Szenen "unbeschreiblicher Trauer".

Weinende Koreaner

Nordkoreanische Arbeiter machen sich Mut nach dem Tod des "geliebten Führers".

Nordkoreanische Arbeiter machen sich Mut nach dem Tod des "geliebten Führers".

(Foto: AP)

Die Bevölkerung strömte auf die Straßen, um den Machthaber zu betrauern, in dessen 17-jähriger Amtszeit rund eine Million Menschen verhungerten. Bilder des chinesischen Staatsfernsehens zeigten weinende Nordkoreaner. Eine schwarz gekleidete Ansagerin des nordkoreanischen Fernsehens verlas mit tränenerstickter Stimme die amtliche Mitteilung, dass Kim an den Folgen "körperlicher und geistiger Überarbeitung" gestorben sei.         

Die Menschen "versuchen nicht einmal, die Tränen fortzuwischen, und ringen mit Schmerz und Verzweiflung angesichts des Verlusts", berichtete KCNA. Das Fernsehen zeigte in Tränen aufgelöste Passanten auf den Straßen der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang.

Bis zum 29. Dezember wurde eine nationale Trauerzeit ausgerufen, während der Singen und Tanzen verboten ist. Nordkoreas Staatsfernsehen zeigte Mitglieder der regierenden Kommunistischen Partei, die schluchzten, schrien und auf Tische schlugen. "Ich kann es nicht fassen. Wie konnte er so gehen? Was sollen wir jetzt machen?", fragte ein Parteimitglied. "Er versuchte so sehr, unser Leben besser zu machen und ist einfach gegangen", seufzte ein anderes.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/AFP

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