Anschlag auf Kopten in Ägypten Todesstrafe für Christenmörder
16.01.2011, 15:34 UhrVor einem Jahr wurden in Ägypten sechs koptische Christen und ein Polizist erschossen. Der Hauptangeklagte wird nun zum Tode verurteilt. Es soll sich um einen Rachenakt für eine Vergewaltigung gehandelt haben. Das Urteil über zwei Komplizen wird noch gesprochen.
Wegen des Mordes an sechs koptischen Christen und einem Muslim vor einem Jahr in Ägypten ist ein Mann zum Tode verurteilt worden. Ein Gericht in der südägyptischen Stadt Qena befand den Angeklagten der Tat für schuldig, ohne sich zu dessen Motiven zu äußern. Der Verurteilte gilt als Chef eines Angreifer-Trios, das am 6. Januar 2010, dem Vorabend des orthodoxen Weihnachtsfests, sechs Kopten und einen muslimischen Polizisten erschossen hatte, als eine Gruppe von Gläubigen eine Kirche in Nagaa Hamadi verließ. Das Urteil gegen die beiden mutmaßlichen Komplizen soll am 20. Februar gesprochen werden.
Nach der Tat, bei der auch neun Menschen verletzt worden waren, hatte die Polizei die Spur eines Racheakts verfolgt, weil zuvor ein muslimisches Mädchen von einem Kopten vergewaltigt worden war. Diese Vermutung hatte für Unruhen in der Region gesorgt. Die koptische Gemeinde hatte die Langsamkeit der ägyptischen Justiz bei dem Prozess kritisiert. Der koptische Bischof von Nagaa Hamadi begrüßte nun jedoch das Urteil gegen den Hauptangeklagten. Auch Lakam Natsched, dessen Sohn vor der Kirche getötet worden war, sprach von einem "gerechten Richterspruch".
In Ägypten herrscht mit Blick auf die Sicherheitslage von koptischen Christen derzeit ein besonders angespanntes Klima. In der Neujahrsnacht 2010 waren bei einem Bombenanschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria 21 Menschen ums Leben gekommen, 80 weitere wurden verletzt. Der Anschlag löste weltweit Bestürzung aus. In der vergangenen Woche schoss in einem Zug ein Polizist auf koptische Insassen und tötete dabei einen Gläubigen.
Die Kopten sind die größte christliche Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten und machen bis zu zehn Prozent der 80 Millionen Einwohner Ägyptens aus. Sie sehen sich im Alltag Diskriminierungen und Benachteiligungen durch Muslime ausgesetzt. In Ägypten kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Kopten und Muslimen, meist aus Verärgerung über den Bau neuer Kirchen.
Quelle: ntv.de, AFP