Assad lässt weiter schießen Tote zum Ende des Ramadan
30.08.2011, 11:32 Uhr
Die Gewalt gegen Demonstranten in Syrien geht weiter.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Feiern zum Ende des Fastenmonats Ramadan werden in Syrien von neuen Gewalttaten gegen die Demonstranten überschattet. Dabei kommen nach Angaben von Menschenrechtlern mindestens sieben Menschen ums Leben. Die USA erweitern derweil ihre Sanktionen auf weitere Vertraute von Präsident Assad.
Am Rande der Feiern zum Ende des Fastenmonats Ramadan hat es in Syrien nach Angaben von Oppositionsaktivisten mehrere Tote gegeben. Mindestens sieben Menschen seien nach dem Ende der Gebete zum Fest Eid al Fitr bei Protesten getötet worden, teilte das oppositionelle Koordinationskomitee mit. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton verurteilte die "brutale Repression" von Regierungskritikern scharf.
Es habe in mehreren Städten nach den Gebeten zu Eid al Fitr, mit dem das Ende des Ramadan gefeiert wird, Proteste gegeben, erklärte das Koordinationskomitee. Sicherheitskräfte hätten in Al Harra und Inchil nahe der Protesthochburg Daraa insgesamt sechs Menschen getötet. Ein weiterer Zivilist sei in der zentralsyrischen Stadt Homs getötet worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von drei Toten in Al Harra.
"Brutale Repression"
Nach Angaben des Koordinationskomitees gab es eine "riesige" Demonstration vor der Moschee Al Omari in Daraa. Auch in den nahegelegenen Dörfern Dael und Nawa habe es große Protestmärsche gegeben. Beide Organisationen berichteten zudem von Demonstrationen in Aleppo im Norden, Deir Essor im Osten sowie in den Küstenstädten Lattakia und Baida. Dort seien 30 Menschen festgenommen worden und die Sicherheitskräfte hätten das Feuer auf die Menge eröffnet.
Ashton verurteilte "die brutale Repression" von Demonstranten. "Alle diese Angriffe und die weit verbreitete Unterdrückung müssen unverzüglich enden, festgenommene Demonstranten müssen freigelassen und der Weg zur Erfüllung der berechtigten Hoffnungen der syrischen Bevölkerung frei gemacht werden", erklärte Ashton. Sie bekräftigte ihre "unmissverständliche Verurteilung" des Vorgehens der syrischen Regierung gegen die Protestbewegung.
Übergangsrat gebildet
Ashton erwähnte insbesondere das Schicksal des Karikaturisten Ali Fersat, der vergangene Woche nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten zeitweilig verschleppt und misshandelt worden war. Der Fall sei nur ein Beispiel für die "weit verbreiteten Menschenrechtsverletzungen" in Syrien, erklärte Ashton. Viele "Aktivisten, unabhängige Denker und Verteidiger der Menschenrechte" seien Opfer "ähnlicher Akte der Barbarei" geworden.
Nach dem Vorbild Libyens hat jetzt auch die syrische Opposition einen Übergangsrat gebildet. Dessen Ziel ist der Sturz des Regimes von Präsident Baschar al Assad. Nach Angaben des Nachrichtensenders Al-Dschasira wurde der Sorbonne-Professor Burhan Ghaliun zum Vorsitzenden gewählt. Die Wahl des Gremiums fand am Montag in der türkischen Hauptstadt Ankara statt. Nicht alle Oppositionsgruppen sind mit der Bildung des Rates einverstanden.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind seit März etwa 2200 Menschen bei den Protesten gegen die Regierung im Land ums Leben gekommen, davon allein mehr als 350 seit Anfang August.
USA verhängen neue Sanktionen
Die US-Regierung verhängte unterdessen auch gegen Syriens Außenminister Walid al Muallim Sanktionen. Es würden alle Guthaben eingefroren, über die Muallim in den USA womöglich verfügt, teilte das US-Finanzministerium mit. Auch die Präsidentenberaterin Bussaina Schaban und der syrische Botschafter in Beirut, Ali Abdel Karim Ali, seien auf die US-Sanktionsliste gesetzt worden. Mit den Sanktionen solle "zusätzlicher Druck" auf das Regime von Assad ausgeübt werden, hieß es vom US-Finanzministerium.
Muallim leitet seit Februar 2006 das syrische Außenministerium. Zuvor diente er von 1990 bis 2000 als UN-Botschafter des Landes. Die USA hatten Mitte August ihre Sanktionen gegen Syrien deutlich verschärft, nachdem US-Präsident Barack Obama erstmals den Rücktritt Assads gefordert hatte. Washington verbot insbesondere Ölimporte aus Syrien und ließ Guthaben des syrischen Staates in den USA einfrieren.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts