Politik

Der Prügel-Präsident Trump ist seine eigene Parodie

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Ein US-Präsident, der Journalisten verkloppt? Das Twitter-Video von Donald Trump ist nicht witzig. Es zeigt einmal mehr, dass der Mann bereit ist, sein Amt zu ruinieren.

Alec Baldwin hat im vergangenen Jahr eine neue Leidenschaft entdeckt: Der Schauspieler parodiert Donald Trump in der Comedy-Show "Saturday Night Live". Der 59-Jährige ist damit ziemlich erfolgreich, aber er muss sich ins Zeug legen, sein satirisches Vorbild zu überbieten. Baldwin hat einen Konkurrenten. Die größte Parodie liefert längst das Original, nämlich Trump selbst.

Am Wochenende ging ein Video um die Welt. Darin verprügelt Donald Trump einen Mann, auf dessen Kopf das Logo des US-Senders CNN prangt. Getwittert von Trump. Es ist die nächste Runde im seit Monaten anhaltenden Kampf des US-Präsidenten gegen die Medien. Trump müsste die Presse als Teil der Demokratie begreifen und ihre Kontrollfunktion anerkennen. Er müsste ihre Kritik aushalten, so wie andere Politiker das auch tun, aber das macht er nicht. Schon im Wahlkampf zielte Trump nicht nur mit großer Vorliebe gegen das politische Establishment, sondern auch gegen die Medien und inszenierte sich als Märtyrer. Auch deshalb wählten viele Menschen ihn zu ihrem Präsidenten. Inzwischen muss man die Amerikaner dafür wirklich bemitleiden.

Trump ist erst fünf Monate Präsident. Dennoch wundert einen längst gar nichts mehr. Vor einigen Tagen hat er über zwei Journalisten getwittert: "Der verrückte Joe Scarborough und die strohdumme Mika sind keine schlechten Leute, aber ihre Sendung mit den niedrigen Einschaltquoten wird von ihren NBC-Bossen dominiert. Zu schade!" Trump weiß um die Signalwirkung seiner Tweets. Trotzdem hat er das Video getwittert, das nicht nur auf die Glaubwürdigkeit der Medien zielt, sondern indirekt sogar als Aufruf zur Gewalt verstanden werden kann.

Tom Bossert, Trumps Sicherheitsberater im Weißen Haus, hat das Video verteidigt. Es spreche für die Fähigkeit des Präsidenten, mit den Menschen zu kommunizieren. Trump werde von den Kabelsendern "verprügelt" und habe das Recht, darauf zu reagieren. Eine bemerkenswerte Interpretation. Natürlich kritisieren die Medien Trump heftig. Dass Trumps Leute den Präsidenten verteidigen, ist ihr Job. Aber dieses Video ist durch nichts zu rechtfertigen, es überschreitet Grenzen. Nicht nur viele Journalisten in den USA dürften es begrenzt witzig finden. Das Video stammt nicht von einem Kabarettisten oder irgendeinem Oppositionspolitiker aus der fünften Reihe, den man einfach ignorieren kann. Es kommt vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, dem mächtigsten Politiker der Welt.

Trump reist in dieser Woche zum G20-Gipfel nach Hamburg. Er trifft dort die Staatschefs der Mitgliedsstaaten und verhandelt mit ihnen wichtige und ernste politische Anliegen der Weltpolitik. Ein paar Tage vorher beweist Trump, dass man ihn nicht ernst nehmen kann. Er nimmt dabei wissend in Kauf, sein Amt und das Ansehen seines Landes in der ganzen Welt zu ruinieren. Man stelle sich vor, die Kanzlerin würde ein Video veröffentlichen, in dem sie auf Journalisten von ARD oder RTL einschlägt. Es ist glücklicherweise undenkbar.

Trump selbst bezeichnete seinen Twitter-Stil am Wochenende übrigens als "modern präsidial". Lächerlich-peinlich wäre die passendere Umschreibung.

Quelle: ntv.de

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